Die Hufeisenelektromagnete.
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Wenn nun aber der freie Magnetismus diese Sättigung nicht zeigt, so
konnte dieselbe nur durch das Auflegen des Ankers hervorgerufen worden
sein. Es war mithin zu prüfen, ob die Sättigung bei dem Auflegen des
Ankers eher eintrete, als wenn das Hufeisen ungeschlossen bliebe. Nach
den Versuchen von Magnus, 1 ) welche darthun, dass durch das Auflegen
des Ankers mehr Magnetismus erregt wird, als bei ungeschlossenen
Magneten, ist dies ausser Zweifel. Um mich hiervon zu überzeugen,
brachte ich die in der Horizontalebene liegenden Polflächen des y a " starken
Hufeisens in der Richtung senkrecht auf den magnetischen Meridian, nach
der Methode Koosen’s, in solche Nähe der Nadel der Tangentenbussole,
dass die Wirkung des sie durchfliessenden Stromes aufgehoben und sie
wieder auf Null gestellt wurde. 2 ) Dies geschah bei einer Stromstärke,
welche die Nadel auf 7° geführt hatte. Ward nun der Strom bis auf 26°
erhöht, so stand bei derselben Entfernung des Hufeisens die Nadel nicht
mehr auf Null, sondern wich um 3° ab, wenn das Hufeisen ungeschlossen
war. Darauf wiederholte ich dasselbe Experiment mit geschlossenem Huf
eisen. Verbindet man nämlich die Pole durch den Anker, so wird zwar der
vorher freie Magnetismus zum Theil gebunden, allein eine gewisse Menge
bleibt noch frei, und diese muss sich wie früher auf die Nadel äussern.
Dieser Theil des freien Magnetismus muss bei Steigerung des Stromes diesem
selbst proportional sein, und es muss daher die mittelst des geschlossenen
Hufeisens auf Null gebrachte Nadel ebenso wie früher auf Null stehen
bleiben, so lange der Magnetismus überhaupt dem Strome proportional
wächst. Der Versuch mit dem offenen Hufeisen zeigte schon eine Abweichung
der Nadel um 3° bei Steigerung des Stromes von 7° auf 26°, also schon
vorhandene Sättigung. Als dagegen die Nadel mittelst des geschlossenen
Hufeisens bei 7° auf Null gebracht war, wich dieselbe nach Erhöhung der
Stromstärke auf 26° um 10° von dem Nullpunkte ab. Dieser Versuch
liefert den Beweis, dass in dem Falle, wo das Hufeisen geschlossen ist,
Sättigung eher oder in viel höherem Maasse auftritt, als wenn es unge
schlossen bleibt. Da endlich ein Versuch mit dem 1" dicken Hufeisen diese
Erscheinung nicht zeigte, so ist daraus klar, dass die früher von mir
erhaltene Versuchsreihe mit dem 1" und y 2 " dicken Hufeisen, bei der dort
angewandten Stromstärke, nicht das Gesetz Hinsichts der Wirkung verschie
dener Kerndurchmesser zeigen konnte. In noch höherem Maasse haben
Beobachtungen von Poggendorff, 3 ) welcher noch schwächere Hufeisen
Pogg. Ann. 38 pag. 434.
pag. 147.
! ) Ebendas. 90 pag. 440.
! ) Ebendas. 85