Full text: Der Elektromagnetismus

370 
Neunter Abschnitt. §. 3. 
während die Kette geschlossen bleibt, die Nadel durch einen Stift langsam 
in den Meridian zurückzuführen; sie wird dabei einen beträchtlichen und 
stets wachsenden Widerstand leisten. Auch jenseits des Meridians wird 
man diesen Widerstand verspüren, aber so, wie man die Nadel weiter 
schiebt, wird er schwächer; endlich verschwindet er ganz, und nun löst sich 
die Nadel vom Stifte ah und springt auf 90°, diametral ihrer früheren 
Lage entgegengesetzt. Auf dieser linken Seite, wohin der Nordpol, da er 
vom Strome nach der Rechten geführt wurde, nur durch eine äusserliche 
Gewalt gebracht werden kann, wirkt die magnetisirende Kraft des Stromes 
der ahlenkenden entgegen. Bei kleinen Winkeln hat noch letztere das 
Uehergewicht; mit Yergrösserung des Winkels wächst aber die erstere 
immer mehr, immer mehr schwächt sie den Nordpol durch Hervorrufen 
eines Südpoles, endlich wird dieser stärker als ersterer, und nun kehrt die 
ablenkende Kraft die Richtung ihrer Wirkung um und vereint ihren Effekt 
mit den der magnetisirenden Kraft.“ 
„Diese der Nadel durch den Strom eingeprägte magnetische Polarität 
ist indess nur temporär. So wie man die Kette öffnet, kehrt die Nadel, 
wenn sie nicht ganz astatisch ist, vermöge ihrer permanenten Polarität, die 
unter diesen Umständen der temporären entgegengesetzt ist, in den Meri 
dian zurück. Meistens ist die permanente Polarität zwar etwas geschwächt; 
allein man kann es durch ein schickliches Yerhältniss der Intensität des 
Stromes zur Masse und Magnetisirbarkeit der Nadel so einrichten, dass 
die Schwächung nur unbedeutend ist. Höchst selten wird auch diese 
Polarität ganz zerstört sein, und so liefert der Versuch, selbst ohne beson 
dere Sorgfalt angestellt, den augenscheinlichen Beweis, dass beide Magne- 
tisirungen, die permanente (die des remanenten Magnetismus) und die 
temporäre, gleichzeitig und in entgegengesetzter Richtung neben einander 
im Stahl bestehen können.“ 
4. Dass nun diese Ablenkung der Nadel die Folge der temporären 
Magnetisirung derselben ist, wird dadurch bewiesen, dass ein in der Nähe 
der Nadel in derselben Horizontalebene mit ihr, und in der Richtung 
senkrecht zum magnetischen Meridian der Nadel befindlicher, rotirender 
Magnet dieselben Erscheinungen an der Nadel hervorbringt, wie die 
vorher genannte Alternation der Ströme. Die astatische Nadel bleibt in 
dem magnetischen Meridian, wenn sie sich vor dem Einflüsse des Magnet 
stabes in demselben befunden, und sie bleibt um 90° nach rechts oder links 
abgelenkt, sobald die ursprüngliche Ablenkung diese Richtung hatte. 
Aus den hier dargelegten Erscheinungen, welche aus der Wirkung der 
gleichzeitigen Magnetisirung eines Stabes durch remanenten und vorüber
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.