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Neunter Abschnitt. §. 3.
während die Kette geschlossen bleibt, die Nadel durch einen Stift langsam
in den Meridian zurückzuführen; sie wird dabei einen beträchtlichen und
stets wachsenden Widerstand leisten. Auch jenseits des Meridians wird
man diesen Widerstand verspüren, aber so, wie man die Nadel weiter
schiebt, wird er schwächer; endlich verschwindet er ganz, und nun löst sich
die Nadel vom Stifte ah und springt auf 90°, diametral ihrer früheren
Lage entgegengesetzt. Auf dieser linken Seite, wohin der Nordpol, da er
vom Strome nach der Rechten geführt wurde, nur durch eine äusserliche
Gewalt gebracht werden kann, wirkt die magnetisirende Kraft des Stromes
der ahlenkenden entgegen. Bei kleinen Winkeln hat noch letztere das
Uehergewicht; mit Yergrösserung des Winkels wächst aber die erstere
immer mehr, immer mehr schwächt sie den Nordpol durch Hervorrufen
eines Südpoles, endlich wird dieser stärker als ersterer, und nun kehrt die
ablenkende Kraft die Richtung ihrer Wirkung um und vereint ihren Effekt
mit den der magnetisirenden Kraft.“
„Diese der Nadel durch den Strom eingeprägte magnetische Polarität
ist indess nur temporär. So wie man die Kette öffnet, kehrt die Nadel,
wenn sie nicht ganz astatisch ist, vermöge ihrer permanenten Polarität, die
unter diesen Umständen der temporären entgegengesetzt ist, in den Meri
dian zurück. Meistens ist die permanente Polarität zwar etwas geschwächt;
allein man kann es durch ein schickliches Yerhältniss der Intensität des
Stromes zur Masse und Magnetisirbarkeit der Nadel so einrichten, dass
die Schwächung nur unbedeutend ist. Höchst selten wird auch diese
Polarität ganz zerstört sein, und so liefert der Versuch, selbst ohne beson
dere Sorgfalt angestellt, den augenscheinlichen Beweis, dass beide Magne-
tisirungen, die permanente (die des remanenten Magnetismus) und die
temporäre, gleichzeitig und in entgegengesetzter Richtung neben einander
im Stahl bestehen können.“
4. Dass nun diese Ablenkung der Nadel die Folge der temporären
Magnetisirung derselben ist, wird dadurch bewiesen, dass ein in der Nähe
der Nadel in derselben Horizontalebene mit ihr, und in der Richtung
senkrecht zum magnetischen Meridian der Nadel befindlicher, rotirender
Magnet dieselben Erscheinungen an der Nadel hervorbringt, wie die
vorher genannte Alternation der Ströme. Die astatische Nadel bleibt in
dem magnetischen Meridian, wenn sie sich vor dem Einflüsse des Magnet
stabes in demselben befunden, und sie bleibt um 90° nach rechts oder links
abgelenkt, sobald die ursprüngliche Ablenkung diese Richtung hatte.
Aus den hier dargelegten Erscheinungen, welche aus der Wirkung der
gleichzeitigen Magnetisirung eines Stabes durch remanenten und vorüber