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Zwölfter Abschnitt.
j. 7.
Magnetismus „dissimulirten“ genannt. Nach den Begriffen der Theorie
unterscheidet sich also ein Stab, in welchem der Magnetismus durch Er
wärmen entfernt ist, von einem solchen, welcher durch entgegengesetztes
Magnetisiren unmagnetisch geworden ist, in der Weise, dass während bei
der ersteren Art die Theile in ihre ursprüngliche Lage zurückgebracht sind,
bei der letzteren andere Theile als die früher gerichteten entgegengesetzt
gerichtet worden sind, wodurch die ursprüngliche Wirkung neutralisirt ist.
Der remanente Magnetismus wächst, wenn ein Stab während der
Thätigkeit der magnetisirenden Kraft erschüttert wird, er nimmt dagegen
ab, wenn die Erschütterung nach Aufhören der magnetisirenden Wirkung
erfolgt. Sind in dem Stabe beide entgegengesetzten Magnetismen vorhan
den, so kann in demselben durch Erschüttern statt des momentan vorhande
nen der entgegengesetzte Magnetismus erscheinen.
4. Einfluss der Temperatur auf die Magnete. Die Einwir
kung der Wärme auf einen Magneten ist theils eine momentane, theils eine
bleibende, in jedem Falle wird aber die Kraft durch die Wärme vermindert.
Die Magnete aus weichem Stahl zeigen erwärmt eine geringere Intensität als
nach dem Erkalten. Die Abnahme des Magnetismus durch Wärme zeigt
sich ungefähr dem Durchmesser der Magnete proportional. Der Verlust
durch die Wärme nimmt auch mit der Länge des Magneten zu. Der gehärtete
Stahl verliert durch die Wärme einen grösseren Theil des Magnetismus als
der weiche.
Nicht allein ein Erwärmen, sondern auch Erkalten verringert unter
Umständen den Magnetismus, dagegen nimmt ein Stab um so mehr
Magnetismus auf, je niedriger die Temperatur ist, bei welcher er magneti-
sirt wird.
Ein Stab, dem nach einander stärkere Magnetismen ertlieilt werden,
erleidet bei wiederholter Erwärmung und Erkaltung innerhalb derselben
Temperaturgränzen nach einander Verluste an Magnetismus, welche jedes
mal dem ursprünglichen Magnetismus proportional sind.
Ein unmagnetischer Stab, welcher dissimulirten Magnetismus enthält,
wird beim einmaligen Erwärmen und Erkalten unter Umständen magnetisch.
Diese Erscheinungen ändern sich, wenn ein Stab stark magnetisirt war
und ihm durch entgegengesetztes Magnetisiren ein Theil seines Magnetismus
entzogen ist. Je mehr ihm von seinem ursprünglichen Magnetismus genom
men ist, um so weniger verliert er durch Erwärmen und Erkalten, ja er
kann sogar alsdann durch diese Operation gewinnen.