Der Multiplicator.
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sität die Erdkraft bei der Ablenkung der Nadel auf 90° nicht übersteigt, weil
im entgegengesetzten Falle diese über 90° hinausgetrieben werden würde, wo
dann die Wirkung der Erdkraft wieder abnimmt. Für schwache Ströme
ist die Sinusbussole mit Vortheil anzuwenden, weil die Ablenkungswinkel
ihrer Nadel stets grösser werden müssen als bei der Tangentenbussole, wo
durch das Ablesen dieser Ablenkungen erleichtert wird.
Fig. 16 (s. Pag. 26) giebt ein Bild der Sinusbussole.
§• 7.
Der Multiplicator.
1. Zur Messung sehr schwacher Ströme und solcher, die nur mo
mentan wirken, ist weder die Tangenten- noch die Sinusbussole anwendbar.
Bass man bei einem momentanen Strome, dessen Wirkung einem Stosse
gleich ist, nicht mit dem Kreise der Sinusbussole der abweichenden Nadel
folgen kann, versteht sich von selbst. Wegen der Trägheit der Nadel beob
achtet man aber auch an der Tangentenbussole kaum einen Ausschlag, wenn
der Strom nur sehr kurze Zeit wirkt und überdies schwach ist.
Um die Wirkung eines Stromes auf eine Nadel zu verstärken, ver
fertigten bald nach Oersted’s Entdeckung Schweigger 1820 und Pog-
gendorff 1821 den Multiplicator. Ein mit Wachs überzogener Messing
draht oder ein mit Seide umsponnener Silberdraht wurde von Schweig
ger über ein Holzscheibchen gewickelt und in den zwischen dem oberen
und unteren Theil der Windungen gelassenen Baum eine Magnetnadel ge
bracht, welche an einem Coconfaden aufgehängt war. Wie an der Tan
gentenbussole der die Nadel umgebende Ring stärker wirkt als ein nur in
gerader Linie über oder unter der Nadel hingehender Strom, so verstärkt
auch bei der vorliegenden Einrichtung jedes Stromtheilchen in jeder
Windung die Wirkung auf die Nadel. Da jedoch die Theile nicht alle in
gleicher Entfernung von den Polen der Nadel liegen, und auch jede einzelne
Windung eine von allen anderen merklich verschiedene Lage zu denselben
hat, so lässt sich hier, besonders weil die Windungen die Nadel eng um-
schliessen, kein so einfaches Gesetz aufstellen, wie bei den früher ge
nannten Instrumenten, nur ist klar, dass die Wirkung sich mit der Zahl der
Windungen vervielfachen muss, woher denn auch der Name des Apparates
rührt.