28
Erster Abschnitt. §. 7.
2. Die Doppeln ade 1. Nobili verbesserte später den Multipli
cator durch Anwendung der Doppelnadel. l ) Er verbindet zwei Nadeln in
der Weise, dass sie parallel aber im entgegengesetzten Sinne stehen, indem
die eine mit dem Nordpol nach entgegengesetzter Seite zeigt als die andere.
Dieses System der astatischen Doppelnadel ist dem Einflüsse des Erdmag
netismus fast ganz entzogen, da nämlich dieser nur mit einer Kraft auf das
selbe wirkt, welche die Differenz der Intensität beider Nadeln zulässt. Da
das Resultat der Ablenkung der Nadel hervorgeht aus den beiden Kräften,
dem Erdmagnetismus und dem senkrecht darauf wirkenden Strome, so muss
die Empfindlichkeit der Nadel in dem Grade gesteigert werden, als die
Richtkraft der Erde auf dieselbe geschwächt wird. Ausserdem aber ist die
Wirkung der Windungen auf die Doppelnadel noch dadurch verdoppelt,
dass die eine derselben ausserhalb, die andere innerhalb der Windungen
sich befindet.
Sind die beiden entgegengesetzt mit einander verbundenen Nadeln ab
solut gleich stark magnetisirt, und fallen die Azimuthe beider Nadeln genau
zusammen, so kann auf ein solches System von Nadeln der Erdmagnetismus
keinen Einfluss üben, das System besitzt keine Richtkraft. Wäre es daher
möglich, in der That ein solches Nadelpaar herzustellen, so würde man sich
genöthigt sehen, diese vollkommene Astasie wieder zu zerstören, da ja die
aus ihrer Stellung abgelenkte Nadel wieder auf den früher innegehaltenen
Nullpunkt zurückkehren muss, wenn überhaupt eine Beobachtung möglich
sein soll. Wenngleich man nun für das Nichteintreten einer solchen Voll
kommenheit keine Sorge zu tragen hat, da die Kunst nicht im Stande ist,
sie herzustellen, so sind doch Zustände zu erzielen, welche sich der absoluten
Gleichheit beider Nadeln so weit nähern, dass sie für die Messungen unvor-
theilhaft sind.
Die Vollkommenheit der Astasie hängt also von der Differenz der mag
netischen Intensität beider Nadeln ab. Das einfache Mittel, dieselbe zu
prüfen, ist die Schwingungsdauer des frei aufgehängten Systems. Bekannt
lich schwingt ein Magnet, wenn er aus seiner Gleichgewichtslage gebracht
wird, um so schneller, je grösser seine magnetische Intensität ist, es wird
also ein System von Nadeln um so langsamer eine Amplitude seiner Schwin
gungen vollführen, je vollkommener seine Astasie ist. Man stellt diese
Astasie, wenn sie nur in geringem Grade vorhanden ist, nach Nobili’s
Vorschrift, dadurch vollkommener her, dass man die stärkere Nadel mit einem
sehr schwachen Magneten in entgegengesetzter Richtung streicht. Wie
D Pogg. Ann. 8 p. 338.