Grundzüge der Theorie der magnetischen Induktion. 99
verliehen und seine Anschauungen bis zu derjenigen Form ent
wickelt, in welcher sie in den vorigen Paragraphen auseinander
gesetzt wurden.
Ausser zur Veranschaulichung der : Verth eilung des magneti
schen Zustandes im Raume, namentlich mit Bezug auf die Induk
tion elektromotorischer Antriebe in Leitern, hat Faraday seine
Kraftlinien auch als ein Mittel betrachtet, die auftretenden mecha
nischen Wirkungen in die Ferne darzustehen; dabei ging er von
dem Gedanken aus, dass die scheinbaren Fernwirkungen durch
Zwangszustände im zwischenhegenden Medium vermittelt werden.
Faraday nahm an, dass die Kraftlinien die Tendenz haben, sich
zu verkürzen und sich gegenseitig abzustossen. Diese noch un
klare Vorstellung hat Maxwell ebenfalls übernommen und in ein
mathematisches Gewand gehüllt. Im elften Kapitel des vierten
Theils seines »Treatise« entwickelt er in hier nicht wiederzugeben
der Weise aus allgemeinen Betrachtungen über die elektromag
netische Energie folgende Sätze:
Im allgemeinsten Falle, dass die Totahnduktion und die Total
intensität nicht gleichgerichtet sind, sondern miteinander einen
Winkel a bilden (der betrachtete Körper muss dazu wenigstens
theilweise als magnetisch starr bezw. hysteretisch oder als aniso
trop vorausgesetzt werden), tritt ein Zwangszustand auf',) welcher
sich folgendermaassen zerlegen und beschreiben lässt:
1. Eine nach allen Richtungen gleiche (hydrostatische) Druck
kraft, welche pro Flächeneinheit Qt 2 l8n beträgt.
2. Eine Zugkraft in der Richtung, welche den Winkel a halbirt;
diese beträgt pro Flächeneinheit 93/ ¡Qt cos 2 («/2)/47r.
3. Eine Druckkraft, welche zu (2) senkrecht steht und pro
Flächeneinheit den Werth 93/ £)/ sin 2 («/2) /4u auf weist.
4. Ein Kräftepaar, welches pro Volumeneinheit 93/ $Qt sin a/An:
beträgt.
Sobald 95/ und ,ö/ gleichgerichtet sind, wie es ja bei einem
hysteresislosen, isotropen Ferromagnetikum, geschweige denn im
indifferenten Raume, der Fall sein muss (§ 54), treten bedeutende
Vereinfachungen ein, auf die wir weiter unten (§ 101) ausführlich
zurückkommen werden.
1) Maxwell, Treatise, 2. Aufl. 2 § 642.
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