Sechstes Kapitel.
Allgemeine Eigenschaften magnetischer Kreise.
A. Ungleichförmig magnetisirte Ringe.
§ 91. Allgemeines. Im vorhergehenden Kapitel haben wir
den typischen Fall des gleichmässig bewickelten, radial geschlitzten
Toroids noch möglichst streng, wenn auch nur mit einer gewissen
Annäherung behandelt, und durch die experimentelle Untersuchung
die theoretischen Folgerungen in genügendem Maasse bestätigt
gefunden. Wir wenden uns jetzt solchen Fällen zu, wo die Spulen
bezw. das Ferromagnetikum eine weniger einfache Anordnung auf
weisen als wir sie bis jetzt zum Zwecke der theoretischen Be
trachtung vorausgesetzt haben, wie solche aber für die Anwendungen
des Elektromagnetismus im allgemeinen nicht genügt. Dabei werden
wir uns jedoch mit groben Annäherungen begnügen müssen und
können, da eine streng mathematisch-physikalische Behandlung-
derartiger Probleme ebenso undurchführbar wie zwecklos wäre.
Wenn wir bisher auch versucht haben, die aufgeworfenen
Fragen von rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus zu be
handeln, so müssen wir uns jetzt darüber klar werden, dass es illu
sorisch wäre, eine solche Methode noch weiter befolgen zu wollen,
da es als fast ausgeschlossen erscheint, in dieser Weise zu praktisch
verwerthbaren Resultaten gelangen zu können.
Der in dem angedeuteten Sinne modificirte Standpunkt ist
derjenige der angewandten Physik; er wird u. A. dadurch zum
Ausdruck kommen, dass wir im allgemeinen nicht mehr die Mag-
netisirung ¡3 an jedem einzelnen Punkte des Ferromagnetikums,
du Bois, Magnetische Kreise. 10