Allgemeine Eigenschaften magnetischer Kreise.
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Änderungen des Induktionsflusses bedingen das Austreten einiger
Induktionsröhren, d. h. das Auftreten der Streuung, und damit
das Entstehen von Endelementen, deren Stärke um so erheblicher
sein wird, je mehr Einheitssolenoide (§63) austreten. Der Sinn
der Fernwirkung dieser Endelemente wird nun, wie eine einfache
Überlegung zeigt, stets derart sein, dass sie an den Stellen grösseren
Induktionsflusses dem fremden Felde entgegenwirkt, dagegen an den
Stellen geringeren Induktionsflusses dasselbe unterstützt. In dieser
Weise werden die örtlichen Änderungen des Induktionsflusses
in gewissem Sinne automatisch eingeschränkt.
Die selbstausgleichende Wirkung der Streuung bei magnetischen
Kreisen bietet eine gewisse Analogie mit der selbstentmagnetisirenden
Tendenz der das Interferrikum begrenzenden Stirnflächen (§ 18).
Beide Wirkungen lassen sich folgendermaassen unter einen ein
heitlichen theoretischen Gesichtspunkt bringen. Wir haben gesehen
(§ 50), dass jedes scheinbare Fernwirkungscentrum durch Lokal
variationen der Stärke der Magnetisirung bedingt ist. Es*lässt sich
nun leicht zeigen, dass die Intensität der von diesen ausgehenden
Fernwirkung an Stellen grösserer Stärke der Magnetisirung ent
gegengerichtet, an Stelle geringerer Stärke ihr gleichgerichtet sein
wird; mithin werden die Lokalvariationen mittelbar sich selbst aus
zugleichen bestrebt sein.
Bei den im Vorigen beschriebenen Versuchen war das Feld so
schwach dass den Bedingungen des § 11, Gl. (14) genügt, mithin
die Magnetisirung der Induktion proportional, und wie diese sole-
noidal vertheilt war; dementsprechend genügte es, Endelemente
auf der Mantelfläche anzunehmen, wie sie unmittelbar durch die
Streuung bedingt werden. Die zuletzt erwähnte theoretische For-
mulirung umfasst aber auch solche Variationen der Stärke, die im
Innern des Ferromagnetikums stattfinden, wenn die Magnetisirung
nicht mehr solenoidal vertheilt ist, folglich ihre Konvergenz endlich
wird, wie das bei höheren magnetisirenden Intensitäten leicht ein-
treten kann (vergl. hierzu §§ 11, 59).
Wie sich die Streuungsverhältnisse in letzterem Falle gestalten
werden, bezw. welcher Endzustand einem über jede Grenze wach
senden magnetisirenden Felde entsprechen würde, lässt sich all
gemein nicht feststellen. Jedenfalls wird aber dann der Kirch-
h off’sehe »Sättigungssatz« (III § 57) anwendbar; es fragt sich
demnach nur noch wie die Intensitätslinien des fremden Feldes in