Full text: Magnetische Kreise, deren Theorie und Anwendung

Allgemeine Eigenschaften magnetischer Kreise. 
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stets anhaften. Die theoretische Annahme eines unendlich engen 
Schnitts im Ferromagnetikum (§ 102) von welcher unsere Herleitung 
ausging, ist praktisch ebensowenig zu verwirklichen, wie die Ver 
nachlässigung der entmagnetisirenden und streuenden Wirkung 
der Schnitte, kurz das Auffassen derselben als ideale Schnitte, statt 
haft ist. Denn die sich berührenden Stirnflächen mögen noch so 
sorgfältig aufeinander geschliffen und polirt sein, jeder Schnitt 
wird trotzdem erfahrungsmässig immer derartige Unregelmässigkeiten 
bedingen, welche nur durch Anwendung starken äussern Drucks 
aufgehoben werden) können; und welche vielleicht das Bestehen 
einer Trennungsfläche nothwendig mit sich bringt (vergl. Kap. IX). 
Andererseits hat gerade das Schleifen und Poliren der Be 
rührungsflächen den Nachtheil, dass die natürliche Adhäsion eine 
erhebliche werden kann, wodurch namentlich bei schwacher Mag- 
netisirung die Tragkraft zu gross erscheint. Doch die Hauptfehler 
quelle dürfte in der Undefinirtheit des »Abreissens« solcher sich 
berührender Flächen zu suchen sein, namentlich wo zwei Kontakt 
stellen in Betracht kommen. Wie oben bemerkt, gibt Wassmuth 
ein »fast gleichzeitiges« Abreissen an; dieses scheint aber gerade 
zweifellos zu bedeuten, dass thatsächlich zuerst die eine Kontakt 
stelle losreisst; dadurch entsteht sofort ein Luftschlitz, welcher auf 
das ganze Toroid stark entmagnetisirend wirkt; der hierdurch 
unmittelbar erfolgenden Abnahme der Induktion zufolge muss dann 
der andere Kontakt auch alsbald nachgeben. In diesem Fall ist es 
fraglich, ob man nicht mit der sonst günstigeren Gestalt des 
Toroids unsicherere Resultate erhält als mit einem durchschnit 
tenen Stab, bei dem es nur eine Schnittstelle gibt-; am geeignet 
sten wäre wohl ein äquatorial durchschnittenes gestrecktes Ovoid. 
Doch selbst mit einer einzigen Kontaktstelle bleibt eine Un 
sicherheit bestehen, wie die Erfahrung seit den ältesten derartigen 
Bestimmungen übereinstimmend gelehrt hat. Durch die weiter 
unten (Kap. IX) mitzutheilenden neueren Untersuchungen über 
die Wirkung von Schnittflächen wird diese Unsicherheit zum Theil 
erklärt, aber man ist darum nicht im Stande, sie aufzuheben. Man 
muss annehmen, dass allmählich eine Lockerung des Kontaktes 
eintritt, und dass dieser im allgemeinen zuerst an einem Punkte 
nachgeben wird; dann bestimmt man also, ähnlich wie bei allen 
Festigkeitsversuchen, den Widerstand der schwächsten Stelle, nicht 
den mittlern Widerstand, auf den es eigentlich ankommt.
	        
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