Analogie magnetischer Kreise mit verschiedenartigen Stromkreisen. 185
gesetzt. Die Veränderlichkeit letzterer Grösse wird betont und ihr
höchster Werth durch Versuche ungefähr gleich 500 gefunden,
wobei die Leitfähigkeit der Luft gleich Eins gesetzt wird.
§ 118. Fortsetzung (Kapp; Pisati). In 1885 entwickelte
Gisbert Kapp aus den vorhergehenden Anschauungen empirische
Regeln für den Bau von Dynamomaschinen, welche in der Technik
vielfach mit grossem Erfolg benutzt worden sind.') Anspruch auf
wissenschaftlichen Werth können die Kapp’sehen Regeln freilich
weniger erheben, zum Theil auch schon deswegen, weil ihnen
statt der allgemein üblichen C.-G.-S. Einheiten der englische Zoll
und die Minute zu Grunde gelegt sind.
In diesem gemischten Maasssystem wird der magnetische
Widerstandskoefficient der Luft durch die Zahl 1440 ausgedrückt;
derjenige des Eisens wurde zuerst als konstant betrachtet; der
Bequemlichkeit halber wurde für Schmiedeeisen die Zahl 2, für Guss
eisen 3 angenommen. Allerdings ergab dann die Regel eine Kraft-
linienzahl, welche unter Umständen bis zu 40°/o grösser war als die
thatsächlich beobachtete; zum Theil rührte dies wohl von Streuung
her. Sodann führte Kapp eine Arcustangens-Formel für den Mag
netismus ein, wie solche schon 1850 von J. Müller, 1865 von
v. Waltenhofen vorgeschlagen worden waren. 1 2 )
In neuerer Zeit (1890) ist von Pisati 3 ) die Analogie der
Theorie magnetischer Kreise mit der Fourier’schen Wärmeleitungs
theorie wieder hervorgehoben und experimentell verfolgt worden.
Nach dem Obigen ist dies nur ein Specialfall der allgemeinen
Analogie; man hat dann folgerichtig, wie wir weiter unten sehen
werden, die Induktion der Wärmeströmung (d. h. der pro Zeit
einheit durch die Einheit des Querschnitts fliessenden Wärmemenge),
die magnetische Intensität dagegen dem Temperaturgefälle zu
assimiliren. Das Verhältniss beider Grössen ist im einen Falle die
magnetische Permeabilität, im andern der Fourier’sehe Wärme-
leitungskoefficient. Letzterer ist nun thatsächlich keine Konstante,
wie von Fourier zwar ursprünglich vorausgesetzt wurde, sondern
er hängt von der Temperatur ab; diese Analogie ist daher weniger
1) Gisbert Kapp, the Electrician. Band 14, 15, 16. 1885.
2) J. Müller, Pogg. Ann. 79, p. 337, 1850 u. 82, p. 181. 1851; von
Waltenhofen, Wien. Ber. 52, 2. Abth. p. 87. 1865.
3) Pisati, Rend. R. Acc. Lincei. 6, pp. 82, 168, 487. 1890.