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II. Theil. Anwendungen.
difEerenz zwischen den Kommutatorbürsten — bezw. diejenige
zwischen den Hauptklemmen der Maschine — welche wir mit Er
bezeichnen, 1 ) nicht mehr gleich der gesamten elektromotorischen
Kraft. Sie ist kleiner oder grösser als letztere, je nachdem die
Maschine Strom erzeugt oder als Motor arbeitet. Die Kurve,
welche diese Potentialdifferenz Er als Funktion des Nutzstromes
1' im äussern Stromkreise darstellt, also der Gleichung
(3) Er = funct (E)
entspricht, nennt man die äussere Charakteristik der Maschine.
Der Strom, welcher die Armatur durchfliesst, hat ferner das,
die Vertheilung im magnetischen Kreise erheblich beeinflussende
Bestreben, jenes Organ zu magnetisiren, und zwar in einer Richtung,
die fast senkrecht ist zu derjenigen der durch die Feldmagnete
ursprünglich erzeugten Induktionskomponente. Die aus diesen
beiden resultirende Gesamtinduktion erscheint daher in der Armatur
gegen letztere Komponente abgelenkt, und zwar
a) im Sinne der Armaturdrehung, d. h. »vorwärts«, wenn die
Maschine als Stromerzeuger arbeitet;
b) entgegengesetzt dem Sinne der Armaturdrehung, d. h. »rück
wärts«, wenn die Maschine als Elektromotor arbeitet.
Dieser Armaturreaktion halber, welche wir noch näher
besprechen werden (§ 134), erleidet die sog. neutrale Zone einen
Vorschub bezw. Rückschub und muss die Bürstenstellung dem
Armaturstrome entsprechend vorwärts bezw. rückwärts regulirt
werden, damit der Kommutator funkenlos arbeite. Dies ergibt wieder
eine Verringerung des Induktionsflusses durch den Armaturstrom.
Die äussere Charakteristik (3)
Er— funct (/')
für eine gegebene Tourenzahl lässt sich bei arbeitender Maschine
mittelst Voltmeter und Amperemeter in der einfachsten Weise
bestimmen und graphisch darstellen. Sie liefert alle nöthigen
Anhaltspunkte für die Vorausbestimmung der von der Maschine zu
erwartenden Leistungen und spielt daher bei ihrer Beurtheilung eine
ähnliche Rolle wie das Indikatordiagramm bei derjenigen einer
Dampfmaschine. Sei es, dass die Dynamo als Elektromotor oder
1) Diese Potentialdifferenz E K wird in der technischen Literatur
meistens kurz die »Klemmenspannung« genannt.