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I. Theil. Theorie.
oder völlig verschwindet. Bewegliche stromdurchflossene Leiter
werden daher in Bewegung gesetzt; umgekehrt werden in sich
bewegenden Leitern Stromimpulse inducirt, wofern bei ihrer Be
wegung der magnetische Zustand in Bezug auf sie ein anderer
wird. Dies zur allgemeinen Charakterisirung der hierher gehörigen
Erscheinungen, deren experimentelle Einzelheiten als bekannt
vorausgesetzt werden.
Jene beiden Hauptäusserungsformen, die elektrodynamische
und die induktive, eignen sich theoretisch in gleichem Maasse
zur völligen Bestimmung des magnetischen Zustandes. Auch sind
eine Reihe von Methoden zur praktischen Erreichung dieses
Zwecks entwickelt worden, welche wir weiter unten (Kap. X) näher
betrachten werden.
§ 2. Der magnetische Zustand als Richtungsgrösse. Für
unsern jetzigen, mehr theoretischen, Zweck wird folgende schema
tische Anordnung genügen: Es sei ein Metalldraht zu einer kleinen
ebenen Windung gebogen, welche die Fläche S einschliesse; der
sogenannte sekundäre Stromkreis, von dem er einen Theil bildet,
habe den Widerstand E. Der in dem Draht inducirte Strom
impuls bringe eine Elektricitätsmenge Q in’s Fliessen, deren abso
luten Werth wir durch irgend eine geeignete Vorrichtung messen.
Mittels einer solchen beweglichen Drahtwindung, einer Probe
spule (engl, »exploring coil«), können wir das magnetische Feld
durchmustern, gewissermaassen dessen topographische Aufnahme
bewerkstelligen l ).
Zunächst haben wir zu untersuchen, was geschieht, wenn wir
die kleine Probespule an einer bestimmten Stelle belassen und
nur ihre Orientirung ändern; diese ist völlig bestimmt durch die
Richtung der einseitigen Normale zur Windungsebene. Wenn
wir die Normale im Raume alle möglichen Richtungen durch
schweifen lassen, so finden wir, dass es deren zwei, und zwar
genau entgegengesetzte gibt, bei denen in der Probespule eine
maximale Elektricitätsmenge inducirt wird, sobald der Strom im
sogenannten primären Leiter zu fliessen anfängt oder aufhört.
1) In der Praxis wird man zu solchen Versuchen fast immer ein
ballistisches Galvanometer benutzen; dieses beruht mittelbar selbst
wieder auf ähnlichen Wirkungen, wie die hier beschriebenen. Vergl. hierzu
namentlich Faraday, Exp. Res. 3. p. 328.