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II. Theil. Anwendungen.
Der Induktionsfluss durch das Interferrikum ist demnach gleich
der gesamten magnetomotorischen Kraft, dividirt durch die
Summe der magnetischen Widerstände der Theile des magneti
schen Kreises. Die Streuung wird dadurch berücksichtigt, dass
die Widerstände der Schenkel und des Jochs mit dem Streuungs-
koefficienten v multiplieirt erscheinen; in Wirklichkeit ist der zur
Magnetisirung dieser Organe erforderliche magnetomotorische
Kraftantheil nicht etwa deswegen ein grösserer, weil ihr Wider
stand zugenommen hätte, sondern selbstverständlich ist dies nur
aus dem Grunde der Fall, weil durch sie ein grösserer Induktions
fluss © 3 — v © a geleitet werden muss. Zur Erläuterung können
wir Gleichung (II) auch noch anders schreiben, indem wir jenen
gesamten Induktionsfluss © 3 statt des nützlichen © 2 einführen:
M
wodurch der Einfluss der Streuung genügend klargestellt wird,
indem sie die Widerstände X t , X 2 , und X, scheinbar verringert.
Gegen Gleichung (II) bezw. (Ha) ist nichts einzuwenden, solange
man nur im Auge behält, dass alle Widerstände variabel sind
ausser X 2 , dem konstanten Widerstande des Interferrikums. Ob
wohl theoretisch die Schreibweise der Gleichung (II) gegenüber
der ursprünglichen der Gleichung (I) kaum einen Vorzug bietet,
ergibt sich doch praktisch ein Verhalten, welches die Frage in
einem wesentlich verschiedenen Lichte erscheinen lässt.
Jener konstante Widerstand X 2 der Luft und des Kupfers
zwischen Armatur und Polschuhen ist nämlich bei Dynamo
maschinen fast immer bedeutend grösser als alle übrigen variabelen
Widerstände zusammen, wenigstens innerhalb des geringen Bereichs
der Induktion ('B < 15000C.-G.-S.), welches in der Praxis vorkommt,
sodass dieser interferrische Theil 'des magnetischen Kreises im
allgemeinen den grössten Bruchtheil der gesamten magnetomotori
schen Kraft erfordert. Wir bemerkten das übrigens bereits in
§ 129 bei der Betrachtung der Fig. 29, in der die gerade »Luft
linie« (B) den Verlauf der Charakteristik (D) vorwiegend bestimmt.
Man kann daher für die Permeabilität der Eisentheile des magneti
schen Kreises ziemlich beliebige Werthe annehmen, ohne dass das
Resultat dadurch wesentlich berührt wird, solange man nur den