214
II. Tlieil. Anwendungen.
Betrachten wir zunächst das dielektrische Analogon (Tab. VII
Spalte IV § 124). Die magnetische Leitfähigkeit eines beliebig ge
stalteten Luftzwischenraums ist der a. a. 0. entwickelten Analogie
zufolge proportional der elektrostatischen Kapacität desselben,
sofern die beiden ferromagnetischen Begrenzungen als leitende
Kondensatorbelegungen aufgefasst werden. Durch die experimen
telle Bestimmung der letzteren würde man daher auch erstere
finden können ').
Fassen wir sodann die Analogie mit der Elektricitätsleitung
(a. a. 0. Spalte V) in’s Auge, welcher praktisch für die Bestimmung
der magnetischen Leitfähigkeit von Luftzwischenräumen der Vor
zug gebührt. Letztere Grösse ist proportional der elektrischen
Leitfähigkeit eines schlecht leitenden Elektrolyten, welcher gut
leitende Elektroden umspült, deren Gestalt wieder derjenigen der
ferromagnetischen Begrenzungen entspricht.
In diesem Zusammenhänge citiren wir noch folgende Bemerk
ungen von Ayrton und Berry. 1 2 )
»Eine der besten Methoden, die vermuthliche magnetische
Streuung einer Dynamomaschine zu bestimmen, bevor sie kon-
struirt ist, besteht darin, dass man ein kleines Modell aus der
selben Eisensorte anfertigt, die Feldmagnete desselben erregt und
nun die Streuung mittels Probespule und ballistischen Galvano
meters untersucht.«
»Eine andere einfache Methode, welche schon ziemlich weit
gehende Schlüsse gestattet, und welche wir angewandt haben, be
steht darin, dass man ein Holzmodell anfertigt, von dem man ge
wisse Partieen, namentlich die Polschuhe und die Armatur, und
die Hälfte der Feldmagnete mit Metallblech bedeckt. Das Modell
wird in ein Fass Regenwasser gestellt, und der elektrische Wider
stand zwischen je zwei Theilen der Metallhülle bestimmt, wenn
zwischen ihnen eine elektrische Potentialdifferenz erzeugt wird.
Wegen der Bequemlichkeit, mit der die Anordnung des Modells
umgeändert werden kann, liefert diese Methode interessante
1) du Bois, Wied. Ann. 46, p. 495. 1892. Da die Dielektricitäts-
konstante der Luft Eins ist, wird der Proportionalitätsfaktor 4?r, wie aus
den elektrostatischen Kapacitätsgleichungen hervorgeht.
2) Ayrton and Perry, the Magnetic Circuit of Dynamo Machines,
Phil. Mag. [5] 25, p. 505. 1888.