Dynamomaschinen, Elektromotoren.
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§ 136. Versuche über Armaturreaktion. In einer neueren
Arbeit von J. Hopkinson und Wilson*) werden die Rech
nungen des vorigen Paragraphen an zwei Maschinen von Siemens
Brothers geprüft, welche sowohl als Stromerzeuger wie auch als
Motor untersucht wurden. Zunächst wurde die Potentialverthei-
lung um den Kommutator mittels eines drehbaren isolirten Hilfs
bürstenpaares bestimmt und durch Kurven dargestellt. Diese
zeigen die erwähnte charakteristische verzerrende Wirkung der
Armaturreaktion, welche verschieden ausfällt, je nachdem die Ma
schine Strom erzeugt oder als Motor arbeitet. Es ergab sich eine
Übereinstimmung mit der oben gegebenen Theorie, welche mit Rück
sicht auf die vielen bei solchen Versuchen auftretenden Fehler
quellen befriedigend genannt werden kann.
Bei den untersuchten Maschinen hatte die Armatur einen
grösseren Querschnitt S l als die Magnetschenkel, sodass das erste
Glied der Hopkinson’schen Gleichung (I) § 128 vernachlässigt
werden konnte. In Betracht kamen nur das Interferrikum (L 2 , S 2 ),
sowie Polschuhe, Schenkel und Joch, welche zusammen die Länge L 3 ,
den mittleren Querschnitt S 3 hatten. Die Gleichung vereinfacht
sich dann und nimmt, vorläufig abgesehen von der Armatur
reaktion, folgende Form an:
(13)
welche wir abgekürzt folgendermaassen schreiben können, indem
wir die Hopkinson’sehe Funktion Oh des §96 einführen
= Oh (0,4 n n I'm) = O h (M).
(14)
Oh ist also die magnetische Charakteristik beim Armatur
strom I'a = 0. In der ersten Hopkinson’schen Abhandlung
war nun bereits eine allgemeine Gleichung hergeleitet worden, bei
welcher die Armaturreaktion berücksichtigt wurde; unter Ein
führung der Funktion Oh lautete sie (a. a. 0. p 108):
2 (y — 1) a m Ta S*
v L 2 '
Die Buchstaben haben dabei dieselbe Bedeutung wie bisher.
Es wurde bereits anfangs bemerkt, dass nach dieser Gleichung
1) J. Hopkinso n u. Wilso n, Proc. Eoy. Soc. Febr. 1892; Electrician
28, p. 609. 1892. In dem Wiederabdruck pp. 134—147, New-York 1893.