Dynamomaschinen, Elektromotoren. 231
hat man auch Locharmaturen eingeführt, bei denen die Strom
leiter in einer Anzahl Bohrungen parallel der Drehungsaxe nahe
am Umfang der Armatur liegen; bei dieser Anordnung beschränkt
sich das Interferrikum wesentlich auf jene Bohrungen.
Schliesslich hat man den naheliegenden Gedanken zur Aus
führung gebracht, Eisen statt Kupfer für die Stromleiter zu ver
wenden, wodurch das Interferrikum und damit der magnetische
Widerstand auf das denkbar geringste Maass reducirt wird; freilich
bildet der beträchtlich höhere elektrische Widerstand dabei einen
Nachtheil. Obwohl solche Eisenbewicklungen bisher wenig Auf
nahme gefunden haben, bieten sie vom rein magnetischen Stand
punkt Interesse; wir haben sie bei der theoretischen Behandlung
eines stromdurchflossenen Ferromagnetikums erwähnt (§ 60). An
geführt sei die Konstruktion von F о r b e s, welche überhaupt das
einfachste Schema einer Dynamo darstellt: Ein massiver Cylinder
bezw. eine Scheibe aus Schmiedeeisen rotirt mit möglichst geringem
Spielraum innerhalb einer sie völlig einschliessenden dicken Eisen
hülle; das Feld wird durch einige peripherische Windungen er
zeugt, welche in der Eisenhülle unbeweglich eingebettet liegen;
in dem rotirenden Eisenkern werden radiale elektromotorische
Kräfte inducirt, welche Ströme in dem an der Axe und an der Peri
pherie mittels Schleifkontakte anliegenden äussern Stromkreise er
zeugen. 1 2 ) Schliesslich sei die neuerdings von Fritsche konstruirte
»Radankerdynamo«, bei deren Armatur die Stromleiter ebenfalls
aus Schmiedeeisen bestehen, erwähnt. 8 )
§ 145. Maschinen mit mehrfachem magnetischem Kreise.
Wir haben bei unseren theoretischen Entwickelungen (§§ 125—135),
der Übersichtlichkeit halber, stillschweigend Maschinen ins Auge
gefasst, bei denen der nützliche Induktionsfluss an einer Stelle
in die Armatur eintritt, um an der gegenüberliegenden wieder aus
zutreten und sich ohne weitere Verzweigungen durch das Magnet
gerüst zu schliessen. Solche Maschinen haben einen sog. ein
1) Forbes nannte seine Dynamo eine »nonpolare«. Sie gehört zur
Gattung der kominutatorlosen Maschinen, deren Armaturen die Induktions
linien kontinuirlich schneiden und deren allererste Vertreterin die sog.
Faraday’sche Scheibe ist. Man bezeichnet sie noch häufig mit dem
wenig geeigneten Namen: »unipolare Maschinen«.
2) W. Fritsche, Die Gleichstrom-Dynamomaschine. Berlin 1889.