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II. Theil. Anwendungen.
Von grosser Wichtigkeit ist ferner der Fall, dass die auf die
Induktionsspule einwirkende fremde elektromotorische Kraft sinus-
oidal, d. h. eine Sinusfunktion der Zeit T ist von der Periode r
oder der Frequenz (Periodenzahl pro Zeiteinheit) N = 1/r, mithin
durch folgende Gleichung dargestellt wird
E = Ex sin (2 71 NT).
Es lässt sich zeigen, dass der in der Spule entstehende Wechsel
strom folgender Gleichung genügt
(!6) 1 = ~J sin 2 71 (y — y\
worin zur Abkürzung
(17) / = ^arctg(2 n N6)
gesetzt ist. Jener Strom wird daher ebenfalls durch eine Sinus
funktion dargestellt, deren Phase gegen diejenige der fremden
elektromotorischen Kraft um den durch (17) gegebenen Bruch-
theil / verzögert ist. 1 ) Der Buchstabe J in obiger Gleichung (16)
ist eine Abkürzung für den Ausdruck
(18) J = Y R 3 -f Y* = YA 2 + 4 tTN 3 ^ 3 .
Man nennt bei Induktionsspulen:
R, den Ohm'sehen Widerstand (engl, »ohmic resistance«),
Y—2n Na/, den induktiven Widerstand (engl, »inductive resistance«),
J — V R ' Y‘, den virtuellen Widerstand (engl, »impedance«).
Durch letztem kommt die hemmende Wirkung sinusoidalen
elektromotorischen Kräften gegenüber in analoger Weise zum
Ausdruck, wie es stationären Potentialdifferenzen gegenüber
durch den Ohm'sehen Widerstand geschieht. 2 ) Die Beziehung
1) Bei akustischen und optischen Betrachtungen pflegt man Phasen-
differenzen oder Gangunterschiede als Bruchtheile der Periode bezw.
der Wellenlänge auszudrücken, wie es oben im Texte geschehen ist.
In der Wechselstromliteratur werden Phasen häufig als Theile des Kreis
umfangs, und zwar in Grad, ausgedrückt; dazu hätte man obige Brüche
mit 360 zu multipliciren.
2) Die speciell zu diesem Zweck in der Wechselstromtechnik vielfach
angewandten Vorrichtungen kann man als Hemm spulen (engl, »choking
coils«) bezeichnen.