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II Theil. Anwendungen.
Die zu den verschiedenen Kurven gehörigen Skalenmaassstäbe sind
wie jene, nur dünner, gezeichnet, um Verwechslungen vorzubeugen;
es entsprechen sich auf sämtlichen Kurven die Punkte in gleicher
Ordinatenhöhe. Nach dem Vorigen bedarf diese Figur kaum der
nähern Erläuterung; betreffs weiterer Einzelheiten verweisen wir
auf die citirte Abhandlung Th. Gray’s.
§ 157. Sinusoidale elektromotorische Kräfte. Falls die auf
die Induktionsspule einwirkende fremde elektromotorische Kraft
eine sinusoidale ist, so wird die in § 155 besprochene Wechsel
stromkurve durch Einführung eines ferromagnetischen Kerns sehr
erheblich in ihrer Gestalt beeinflusst. Betrachten wir zuvor noch
den einfacheren Fall, dass die Selbstinduktion eine verschwindend
geringe sei, was z. B. nach Gleichung (12) dadurch zu erreichen
ist, dass man Windungszahl und Querschnitt möglichst verringert;
ihr Einfluss werde daher zunächst vernachlässigt, sodass der Wechsel
strom durch eine einfache Sinusfunktion darstellbar wird. Das
selbe gilt dann für das Spulenfeld, welches durch die punktirte
Sinuskurve — von beliebiger Periode — in Fig. 36 C. p. 237 als
Funktion der Zeit dargestellt ist; trägt man nun die, aus dem
darüber befindlichen Hysteresisdiagramm A. zu entnehmenden
Werthe der Magnetisirung ebenfalls auf, so erhält man die aus
gezogene (£>, T)-Kurve von der gleichen Periode. Wie ersichtlich
zeigt diese eine Nullpunkts Verzögerung gegen die Qp, T)-Kurve,
während die Maxima übereinstimmen;') die (¡y, T)- Kurve wird
dadurch unsymmetrisch und infolge der beginnenden Sättigung
eigenthümlich abgeflacht. Die in dem dargestellten Specialfall
relativ geringe Nullpunktsverschiebung wird offenbar um so be
trächtlicher, je geringer der beim Kreisprocess erreichte Grenz
werth der Intensität im Vergleich zur Koercitivintensität ist.
Nehmen wir nunmehr einen erheblichen Werth der Selbst
induktion an, so lässt sich theils theoretisch nachweisen, theils
auch experimentell erhärten, dass die (I, T)-Kurve hauptsächlich
in folgenden Punkten durch sie beeinflusst wird.
1) Von einer Phasenverzögerung kann, streng genommen, nur zwischen
zwei Sinusfunktionen von gleicher Periode die Rede sein. — Es sei noch
bemerkt, dass jene Nullpunktsverzögerung sich infolge der gewöhnlichen
rein statischen Hysteresis ergibt und mit der Frage der zeitlichen mag
netischen Verzögerung (§§ 134, 148) an und für sich nicht zusammenhängt.