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II. Theil. Anwendungen.
an Wagenrädern zu wirken, wie Fig. 53 es darstellt. In diesem
Zusammenhang sei erwähnt, dass die sogenannte »magnetische
Reibung« im Wesentlichen nur infolge des grösseren gegenseitigen
Drucks der sich berührenden Flächen auftritt; die Frage, ob und
inwiefern der Reibungskoefficient an sich durch die Magnetisirung,
etwa infolge molekularer Oberflächenvorgänge, beeinflusst wird,
ist bis auf weiteres noch als eine offene zu betrachten. 1 )
C. Elektromagnete zur Erzeugung intensiver Felder.
§ 167. Übersicht der Konstruktionsformen. Für die Experi
mentalphysik ist das Problem der Erzeugung intensiver magne
tischer Felder von erheblichem Interesse; viele Erscheinungen,
namentlich solche Vorgänge, für die das Quadrat der Intensität
maassgebend ist (vergl. §§ 203, 229), lassen sich überhaupt nur
innerhalb der intensivsten Felder erfolgreich weiter untersuchen.
Trotzdem ist die Frage der rationellen Konstruktion der dem
genannten Zwecke dienenden Elektromagnete bisher kaum beachtet
worden; wir werden sie daher einer etwas eingehenderen Betracht
ung unterziehen, als die bisher besprochenen elektromagnetischen
Vorrichtungen, zumal da wir daraus eine interessante Anwendung
sowie eine Bestätigung der Theorie des Kap. V werden entnehmen
können (siehe §§ 171—173).
Von den auf empirischem Wege entstandenen Konstruktions
typen dürften diejenigen am meisten verbreitet sein, welche
den Hufeisenmagneten nachgebildet sind; sie bestehen wie diese
(§ 166) aus zwei vertikalen bewickelten Schenkeln, deren untere
Enden auf einem massiven Eisenjoch ruhen; auf die oberen
Enden lassen sich Polschuhe von geeigneter Form befestigen.
Bei vertikalen Elektromagneten sind die Schenkel meistens, behufs
Unterbringung der erforderlichen Anzahl Windungen, sehr lang;
infolge ihrer gegenseitigen Nähe findet daher direkt von Schenkel
zu Schenkel eine erhebliche Streuung statt, welche den nützlichen
Induktionsfluss zwischen den Polschuhen verringert.
Weitverbreitet sindj ferner die erfahrungsmässig ebenso
leistungsfähigen wie im Gebrauche zweckmässigen Elektromagnete
Ru hmkorff ’ scher Konstruktion (siehe Fig. 54). Die beiden
1) Für weitere Einzelheiten sei auf das citirte Buch Silv. Thomp
son’s hingewiesen; siehe auch G. Wiedemann, loc. cit. §§ 358—371.