Bestimmung der Magnetisirung oder der Induktion.
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zur Bestimmung seiner Stromkurven ein dem oben angegebenen
Hopkinson’schen ähnliches Verfahren. Bei der sehr hohen
Relaxationsdauer seines Elektromagnets (vergl. Fig. 41 p. 257) konnte
er jedoch die langsamen Stromänderungen schon mit einem rasch
schwingenden, aber stark gedämpften Spiegelgalvanometer ver
folgen. Der Spiegel entwarf einen Lichtpunkt auf einer, um eine
horizontale Axe rotirenden, mit Koordinatenpapier bedeckten
Chronographentrommel. Indem die Bewegungen des Lichtpunktes
mit Bleistift verfolgt wurden, entstanden die Stromkurven, von denen
wir einige bei geschlossenem magnetischem Kreise beobachtete,
nebst den aus ihnen in der a. a. 0. angegebenen Weise hergeleiteten
Induktionskurven in Fig. 40 (p. 256) und 41 (p. 257) dargestellt haben.
D. Magnetooptische Methoden.
§ 222. Kerr’sches Phänomen. Ähnlich wie sich die Messung
der Feldintensität auf optischem Wege ausführen lässt (§ 199), so
kann man auch die Magnetisirung mittels des schon erwähnten
Kerr’sehen magnetooptischen Phänomens (vergl. § 10) bestimmen.
Man lässt linearpolarisirtes monochromatisches Licht am besten
nahezu senkrecht auf den spiegelnden Magnet einfallen und von
ihm reflektiren, wozu man sich zweckmässig eines besondern
Polarisators und Analysators bedient. Es tritt dann eine einfache
Drehung e der Polarisationsebene — ohne störende Ellipticität —
auf, welche der Normalkomponente der Magnetisirung am
Spiegel proportional ist, wie bereits bei der Einführung jenes
Vektors (§ 11) erwähnt wurde; wir setzen daher
(17) e = K%r.
K ist ein negativer oder positiver Proportionalitätsfaktor, die
sog. Kerr’sehe Konstante; für ein gegebenes Metall hängt
sie von der Wellenlänge erheblich, von der Temperatur kaum
merklich ab; ihre absoluten Werthe sind bekannt.
Fig. 89 p. 362 stellt eine vom Verfasser 1 ) benutzte Versuchsanord
nung dar. Die zu untersuchende, spiegelnd polhte Platte M wird auf
1) du Bois, Phil. Mag. [5] 29, p. 293, 1890; Wied.Beibl. 14, p. 1156.
1890. Vergl. auch Wied. Ann. 39, p. 25. 1890, und 46, p. 545 Fig. 1, 1892.
Da die Drehung nach Gl. (17) der Normalkomponente der Magnetisirung
proportional ist, so wäre damit theoretisch die Möglichkeit gegeben, die
Vertheilung von (V, etwa mittels eines sehr dünnen »Probespiegels«, zu
bestimmen (vergl. § 208).