24
I. Theil. Theorie.
eines gleichmässig bewickelten kreisförmigen Ringes mit ebenfalls
kreisförmigem Querschnitt; einen so gestalteten Körper nannten
wir ein Toroid. Wir können sie aber ohne Weiteres auf Ringe
mit beliebigem, aber unveränderlichem Profil und beliebiger Ge
stalt ausdehnen. Dabei kann die Leitkurve (§ 6), d. h. die Kurve,
welche dem Leitkreise des Toroids (§ 9) entspricht, eine ebene oder
eine räumliche Kurve sein, vorausgesetzt nur, dass ihr Krümmungs
radius stets gross bleibe gegen die Dimensionen des Querschnitts.
Bei gleichmässiger Bewickelung wird eine scheinbare magnetische
Fern Wirkung *) dann nicht auftreten, cl. h. der magnetische Zu
stand wird auf den ferromagnetischen Ring beschränkt bleiben.
Man nennt ein solches Gebilde einen vollkommenen magneti
schen Kreis (engl, »perfect magnetic Circuit«). Als Bedingung
für die Vollkommenheit wird zunächst das Fehlen jeglicher Fern
wirkung angesehen und daher ein Gebilde, bei welchem eine
solche auftritt, folgerichtig ein unvollkommener magneti
scher Kreis genannt. 1 2 )
Zu dieser Benennung ist zu bemerken, dass das lateinische
»Circuitus«, welches einige Sprachen direkt übernehmen konnten,
wohl am einfachsten durch das Wort »Kreis« wiedergegeben wird.
Freilich ist dabei nach den obigen Ausführungen nicht nothwendig,
an die ebene Kurve gleichmässiger Krümmung zu denken. Die
auch wohl in Benutzung gewesenen Benennungen: Stromkreis,
Kreislauf, Ringsystem erscheinen bei näherer Betrachtung weniger
geeignet.
1) An den wenigen Stellen, wo bisher von Fernwirkung die Eede
war, ist diese stets eine scheinbare genannt worden, da es bei dem
jetzigen Stande der Wissenschaft fast als sicher gelten kann, dass un
vermittelte Wirkungen in die Ferne überhaupt nicht auftreten, sondern
dass sie sich durch das umgebende Mittel fortpflanzen. Da es indessen
für unsere vorliegenden Zwecke auf diese tiefergehende Erkenntnis
weniger ankommt, wird im Folgenden der Ausdruck »Fernwirkung« mit
jenem Vorbehalt ohne weiteren Zusatz benutzt werden.
2) Vergl. hierzu § 100.