Zweites Kapitel.
Elementare Theorie unvollkommener magnetischer Kreise.
§ 16. Wirkungen eines engen Schnitts. Der Grund des
verhältnismässig einfachen Verhaltens vollkommener magnetischer
Kreise im Sinne des vorigen Paragraphen ist, wie wir alsbald
sehen werden, deren geometrische Eigenschaft, keine Enden auf
zuweisen, mithin in wörtlichem Sinne endlos zu sein. Die
Endlosigkeit bringt, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird,
das Fehlen der Fernwirkung mit sich und kann daher ebensowohl
als diejenige Eigenschaft betrachtet werden, welche die Vollkommen
heit des magnetischen Kreises mittelbar bedingt.
Die Richtigkeit dieser Auffassung ergibt sich, sobald wir dem
vollkommenen Kreise Enden verschaffen, indem wir ihn durch-
schneiden. Jeder noch so enge Schnitt verräth sich alsbald durch
das Auftreten einer Fernwirkung, welche in seiner Nähe am
stärksten hervortritt; in der Umgebung des Schnitts werden mag
netische Zustände erzeugt, deren Intensität mit der Weite des
selben zunimmt. Umgekehrt deutet das Auftreten einer Fern
wirkung mit Sicherheit auf das Vorhandensein von Schnitten,
auch wenn diese dem Auge verborgen bleiben, also beispielsweise
in Form versteckter oder verlötheter Risse und Fugen im Ferro-
magnetikum vorhanden sind (vergl. Kap. IX).
Da der vom Schnitt selbst eingenommene interferrische
Raum sich in nichts von seiner indifferenten Umgebung unter
scheidet, mithin die Fern Wirkung nicht von jenem ausgehen kann,
muss geschlossen werden, dass es die durch den Schnitt mit geo
metrischer Nothwendigkeit erzeugten Enden sind, welche in die
Ferne wirken.