Full text: Magnetische Kreise, deren Theorie und Anwendung

Elementare Theorie unvollkommener magnetischer Kreise. 31 
Setzung hat, dass das Stabende als ein Punkt betrachtet werden 
kann, dass also seine Dimensionen gegen die Entfernung r ver 
schwinden ; letztere wird dann wieder als gegen die Stablänge gering 
vorausgesetzt. Die experimentelle Prüfung der fraglichen Bezieh 
ung kann somit nur mit sehr langen dünnen Stäben erfolgen. 
Es ist hier der Ort, zu bemerken, dass das Coulomb’sehe 
Gesetz durchaus kein specifisch magnetisches Gesetz ist. Es ist nur 
ein Specialfall des völlig allgemeinen rein geometrischen Gesetzes, 
welches alle Wirkungen beherrscht, welche von Punkten, oder viel 
mehr von als punktförmig zu betrachtenden Centren, aus sich ge 
radlinig in die Ferne fortpflanzen. Diese Wirkungen nehmen sämt 
lich mit der Entfernung in der Weise ab, dass ihre Intensität 
umgekehrt proportional r 2 ist, und zwar aus dem einfachen geo 
metrischen Grunde, dass die Oberfläche einer Kugel dem Quadrat 
ihres Radius proportional ist. Da die konstant bleibende Gesammt- 
wirkung sich über die stets grösser werdenden Oberflächen kon- 
centrischer Kugelschalen zu vertheilen hat, so folgt das Gesetz der 
Abnahme ihrer Intensität, d. h. der Wirkung pro Flächeneinheit, 
ohne Weiteres. Bekannte specieile Beispiele dieser allgemeinen Be 
ziehung sind das Gravitationsgesetz, das Coulomb’sehe elektro 
statische Gesetz, das photometrische Gesetz für die Abnahme der 
Lichtintensität leuchtender Punkte mit der Entfernung. 
In allen diesen Fällen bildet die Annahme punktförmiger 
Centren die wesentliche Grundlage für die Anwendbarkeit des 
»(1 Ir 2 ) - Pu nktgesetzes«. 
Eine gravitirende, eine elektrisirte oder eine leuchtende unend 
lich lange gerade Linie wirkt dagegen nicht mehr umgekehrt pro 
portional dem Quadrat der Entfernung, sondern dieser selbst um 
gekehrt proportional; und zwar auch wieder nur aus dem Grunde, 
weil nun die Oberfläche eines Cylinders von gegebener Länge seinem 
Radius proportional ist. Ein weiteres Beispiel dieses allgemeinen 
»(1/r) - Linienge setzes« ist das bereits (§ 5B) erörterte Biot- 
Savart’sche Gesetz der elektromagnetischen Wirkung langer 
gerader Leiterstrecken. 
Endlich ist die Wirkung einer gravitirenden, elektrisirten oder 
leuchtenden, unendlich ausgedehnten Ebene überhaupt nicht mehr 
von der Entfernung abhängig; in der That kann man sie nur durch 
zwei ebenfalls unendlich ausgedehnte Ebenen umhüllen, deren Ober 
fläche offenbar mit der Entfernung in keiner Beziehung steht.
	        
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