21. In den bisherigen Untersuchungen
der Gewölbe ist jederzeit eine Fuge im
Scheitel angenommen worden, es fragt
sich nun wie die Kräfte und Wirkungen
sich verhalten wenn das Gewölbe einen
Schlufsstein hat. Da nun die wirk
lichen Scheitelspannungen für die Keil
wirkung und für die Hebelwirkung die
hervorragendsten Kräfte sind, so kann die
Untersuchung auf diese beiden sich be
schränken.
Es sei ABDE der halbe Schlufsstein
des Gewölbes von dem Gewicht Q in dem
Abstand GJ — z dessen Schwerpunkts G
vom Scheitelloth wirkend. Der Abstand
DM der oberen Aufsenkante D vom Schei
telloth sei y, der lothrechte Abstand AM
der Kante D vom Scheitel A sei x.
Fig. 663.
stein folglich mit dem halben Gewicht
Q in der Stützkante D lothrecht abwärts,
beide Kräfte Q und Q' vereinigen sich,
die Drehung des unteren Gewölbstücks
EULK um die Kante L zu vollbringen,
die Kraft P" wirkt die Drehung zu ver
hindern. Fiir’s Gleichgewicht hat man
daher die Momentengleichung in Bezie
hung auf die Axe L
(.A 0 -AM) P n = (A 0-DM)Q+(L 0-G'N)Q'
oder x , P n =ty”~y)Q + (g"-*')Q f
p (y"-i')Q' + (y"-y)Q
woran S P/t— —" 77
oder
Pn
_ y"(Q + Q) -z'PLzjQ.
Das dem Schlufsstein zunächst befind
liche Gewölbstück DELK habe das Ge
wicht Q', der Abstand G'N seines Schwer
punkts G' vom Scheitelloth sei z', der
der inneren Unterkante L von dem Schei
telloth sei LO = y", und der Abstand AO
der Kante L vom Scheitel A sei x'.
Da nun in AB keine Fuge ist, so kann
weder in A noch in B Bestreben zur
Drehung sein; die Hebelwirkung kann
also nur von dem Gewöibestück DEKL
ausgehen, und es wird dann vermöge
seines Gewichts Q' in G das Bestreben
haben, sich um die innere Unterkante L
nach einwärts zu drehen; hierdurch aber
geschieht ein Druck des Gewölbestücks
gegen den Schlufsstein in der Kante D
und der Schlufsstein wird in dieser Kante
D der Drehung um die Kante L mit
einem Horizontalschube P n Widerstand
leisten. Das Gewicht des Schlufssteins
wirkt im Scheitelloth AB auf beide Ge
wölbehälften zugleich, der halbe Schlufs-
In No. 19 ist die Kraft, welche bei
einer Scheitelfuge derselben Drehung um
L widersteht
p y"(Q+Q')-*’Q'-*Q
' x'
also ist P, - P n = (y - z)
Es ist aber y > z
folglich ist die Kraft P, bei einer Schei
telfuge gröfser als die Kraft P n bei einem
Schlufsstein und mithin die Stabilität
des Gewölbes bei einem Schlufs
stein mehr gesichert als bei einer
Sch eitel fuge.
22. Für ein Gewölbe ist die Scheitel
spannung der Art bestimmt worden, dafs
es den Anforderungen der Stabilität ent
spricht. Die Abmessungen seiner Wi
derlager sollen so festgesetzt werden, dafs
dieselben sowohl gegen das Verschieben
als gegen das Umwerfen gesichert sind.
Es sei Fig. 664 DFHKL der Quer
schnitt des trapezförmigen Widerlagers,
die halbe Spannung des Gewölbes = 6,
Fm 664.