Gröfstes.
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Gröfstes.
Die Differenzialrechnung gibt nun eine
ganz allgemein geltende Auflösung für
die Auffindung des Gröfsten und Klein
sten von Functionen; sie ist aber auch
oft durch einfache Betrachtung oder durch
arithmetische und geometrische Operation
zu erhalten.
Z. B. 1. die Verbindung zweier Punkte
durch eine gerade Linie ist die kür
zeste. D. h. Die gerade Linie ist unter
allen zwischen zwei Punkten möglichen
Linien das Minimum, welches ein Lehr
satz in der Elementargeometrie ist.
2. Unter allen geraden Verbindungs
linien zwischen einem Punkt und einer
geraden Linie oder einer Ebene ist die
Normale die kürzeste. (Das Minimum).
Dieser Satz ist ein Lehrsatz der Elemen
targeometrie.
3. Unter allen Sehnen eines Kreises
ist der Durchmesser der gröfste. (Desgl.
Elem.-Geom.)
4. Es sei die Linie AB als Grundlinie
von Dreiecken gegeben, deren Spitzen in
die gleichfalls gegebene mit AB in der
selben Ebene liegende grade Linie XX
fallen sollen, so hat dasjenige ajler Drei
ecke den kleinsten Umfang, dessen Schen
kel AC, BC mit der Linie XX gleiche
Winkel bilden.
Fig. G80.
Denn zeichnet man ein beliebiges an
deres AABI), fällt die Normale AF auf
XX, verlängert dieselbe bis in die Ver
längerung CE von BC, zieht DE so ist
AC= CE
also AC+BC = BE
eben so AD = DE
also AD A DB = DE + DB
Nun ist aber
DE + DB > BE
also AD -f ÜB > AC -f BC
Da dies nun von jedem beliebigen
Dreieck gilt, dessen Spitze D in einem
anderen Punkt als C von XX liegt, so
sind die Schenkel AC + BC in Summa
die kürzesten und der Umfang des &ABC
ist ein Minimum.'
5. Denkt man sich die Linien XX4-AB,
so hat man den Satz, dafs unter allen
Dreiecken von einerlei Grundlinie und
gleicher Biöhe, also von gleichem Flächen
inhalt das gleichschenklige Dreieck den
kleinsten Umfang hat.
Hieraus folgt:
6. Unter allen Dreiecken von derselben
Grundlinie und gleichem Umfange hat
das gleichschenklige die gröfste Höhe und
folglich auch den gröfsten Flächeninhalt.
Denn da unter allen Dreiecken von einerlei
Grundlinie und Höhe das gleichschenk
lige Dreieck den kleinsten Umfang hat,
so haben alle nicht gleichschenkligen Drei
ecke von gleichem Umfange mit dem
gleichschenkligen bei einerlei Grundlinie
auch kleinere Höhen als das gleichschenk
lige.
Ferner folgt:
7. Unter allen Dreiecken von gleichem
Umfang ist das gleichseitige das gröfste.
Denn denkt man sich das gleichschenk
lige Dreieck ad 6 über einer Grundlinie
von der Länge eines Schenkels, so folgt
der Satz unmittelbar.
Endlich:
8. Unter allen Dreiecken von gleichem
Inhalt hat das gleichseitige den kleinsten
Umfang.
Beschreibt man mit dem Schenkel des
gleichschenkligen Dreiecks No. 5 einen
Kreis, trägt die Grundlinie «mal als Sehne
ein, so hat man das neck im Kreise =
dem «fachen Dreieck. Da nun, was von
dem einen Dreieck gilt auch von den
«Dreiecken in Summa gilt, so hat man
noch folgende Sätze:
9. Unter allen gleich vielseitigen Viel
ecken von gleichem Flächen-Inhalt hat
das regelmäfsige den kleinsten Umfang.
10. Unter allen gleichvielseitigen Viel
ecken von gleichem Umfang hat das gleich
seitige den gröfsten Inhalt.
11. Unter allen in einen Kreis geschrie
benen Dreiecken ist das gleichseitige
Dreieck das gröfste. Denn unter allen
über einer Senne in den Kreis beschrie
benen Dreiecken ist das gleichschenklige
das gröfste, weil es die gröfste Höhe hat.
Beschreibt man nun über einem der
Schenkel ein gleichschenkliges Dreieck,
so ist dieses wieder das gröfste aller über
dem Schenkel in den Kreis beschriebe
nen Dreiecken, und wird jedenfalls grö-