Nachtdämmerung. 1!
Steht die Sonne im Aequator, so ist
die Grenze der Nachtdämmerung unter
72° Breite, also 18° unter den Polen, die
Pole haben die Sonnentiefe =0, die Po
larkreise dieselbe = 23£° und erst bei b\°
nördlicher Breite der Sonne bilden die
Polarkreise die Grenze der Nachtdämme-
rung.
Nachtfernrohr ist ein Fernrohr, um bei
Nacht dunkle Gegenstände zu beobachten
oder aufzusuchen. Ersteres geschieht be
sonders von dem Schilfer, letzteres von
dem Astronom, der es deshalb auch Ko
metensucher nennt. Es liegt bei die
sem Instrument mehr an Helligkeit und
grofsem Gesichtsfeld als an Vergröfserung
und man erreicht dies durch ein flache
res und weiteres Objectiv und begnügt
sich mit einer 10 maligen Vergröfserung
bei einfachem Ocular. Die Frauenhofer-
schen Kometensucher haben bei 34 Linien
Objectiv-Oeffnung, 24Zoll Brennweite und
bei 10 maliger Vergröfserung ein Gesichts
feld von 6 Grad Durchmesser.
Nachtgleichen sollten heifsen Tag
il nd Nachtgleichen. Diese finden auf
der Erde jährlich zwei mal statt in den
Augenblicken, wo die Sonne ip der Erd-
aequatorebene, also normal der Erdaxe
auf deren Mitte gerichtet sich befindet
und wo sie die Erdoberfläche von Pol zu
Pol beleuchtet. Die Zeitpunkte dieser
Stellungen fallen auf den 21ten März
und den 23ten September, den Anfangs
punkten des Frühlings und des Herb
st es, woher auch der erste Punkt der Früh
lingspunkt, der zweite der Herbst
punkt genannt wird.
Bei der Bewegung der Erde in der
Ekliptik bleibt ihr Aequator unter einem
Neigungswinkel von 23£° mit derselben
parallel mit sich selbst. Denkt man sich
diesem Aequator parallel durch die Sonne
eine Ebene gelegt (den Weltaequator),
so schneidet diese die Ekliptik in zweien
diametral gegenüberliegenden Punkten,
und diese Durchschnittspunkte sind die
oben gedachten Nachtgleichenpunkte,
der Frühlingspunkt und der Herbstpunkt
(vergl. „Aequator der Erde“ mit Fig.
34 und „Frühlingspunkt“).
Die Nachtgleichenpunkte bleiben nicht
constant, sie rücken jährlich um 50,2 Bo-
gensecunden von Ost nach West, also
der Bewegung der Erde entgegengesetzt,
indem die der Erdaxe parallele Weltaxe
um die Axe der Ekliptik in dieser ent-
f egengesetzten Richtung im Kreise sich
erumdreht ohne ihre Neigung gegen die
selbe zu ändern und jene Durchschnitts
punkte mit nimmt. Man nennt diese
¡9 Nachtgleichen.
Verrückung der Nachtgleichenpunkte das
Vorrücken der Nacht gl eichen, wäh
rend es eigentlich ein Zurückrücken ist.
Dagegen steht die Sonne still und die
Bewegung der Punkte veranlafst, dafs
die Erde früher mit ihr in denselben zur
Herstellung der Nachtgleichen zusammen
trifft und so hat man die gewählte Be
zeichnung geeigneter gefunden.
In Folge dieser Verrückung der Nacht
gleichen geschieht es nun, dafs alle Sterne
jährlich um 50,2 Sec. an Länge und ge
rader Aufsteigung zunehmen ohne ihre
Breite und Abweichung zu ändern. In
71,87 Jahren beträgt dies 1 Grad und in
25873 Jahren 360 Grade, so dafs nach
dieser Zeit, welche das grofse plato
nische Jahr genannt wird, alle Sterne
dieselbe Länge wieder erhalten, welche
sie in dem vergangenen hatten.
Der Grund der fortdauernden Bewe
gung der Nachtgleichen liegt besonders
in der Abplattung der Erde, vermöge
welcher Sonne und Mond, wenn sie in
der Aequatorebene der Erde sich nicht
befindeu eine ungleiche Anziehung auf
deren beide Halbkugeln ausüben, sowie
in noch mehreren anderen störenden Ur
sachen.
Die Nachtgleichenpunkte zeichnen sich
durch keine bestimmten Merkmale am
Himmel aus und können es auch ihrer
Veränderlichkeit wegen nicht. Es ist aber
deren Lage genau zu wissen nothwendig,
denn der Frühlingspunkt ist allen nur
möglichen astronomischen Bestimmungen
der Anfangspunkt. Die Ermittelung die
ser Nachtgleichenpunkte geschieht nun
dadurch, dafs man zu bestimmten Zeit
augenblicken vor und nach dem Ein
treten eines derselben, z. B. des Früh
lingspunktes, die Abweichungen der Sonne
und die vergleichenden geraden Aufstei
gungen derselben mit denen eines oder
mehrerer Fixsterne durch genaue Beob
achtungen feststellt.
Tritt der Frühlingspunkt ein, sehen
wir von mehreren einander sich berich
tigenden Beobachtungen ab und nehmen
der nachfolgenden Erklärung wegen nur
zwei Beobachtungen an, so ist die erste
Abweichung der Sonne südlich, die zweite
nördlich. Direct sind diese Abweichun
gen nicht zu finden; allein man mifst
zwei Mittagshöhen der Sonne und findet
sie aus diesen mit Hülfe der bekannten
Aequatorhöhe des Beobachtungsortes.
Es bedeute der Kreis den Erddurch
schnitt mit dem Mittelpunkt C; QQ den
Aequator, 0 den Beobachtungsort, OH
sein Horizont, Oq die mit dem Aequator