Proportionalzirkel.
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Proportionalzirkel.
Proportionalzirkel, ein aus zwei wie
die Schenkel eines Zirkels drehbar um
einander verbundene Lineale. Auf diesen
Linealen sind gerade Linien aus dem
Mittelpunkt der Bewegung getragen, die
nach verschiedenen Verhältnissen einge-
theilt sind; paarweise, auf jedem Lineal
eine. Jede dieser getheilten Linien ist
ein Maafsstab, welcher die Stelle einer
Tabelle vertritt, indem die beigesetzten
Zahlen gewisse zu den Längen der Linien
gehörige Gröfsen bedeuten. Dazu kom
men oft noch Linien an dem äufseren
Rande parallel mit denselben. Diese
dienen schlechthin als Maafsstäbe.
1. Die arithmetische Linie ist eine
in gleiche Theile eingetheilte Linie,
worauf die beigesetzten Zahlen die Län
gen von dem Mittelpunkt der Bewegung
oder Theilung angeben.
2. Die geometrische Linie gibt
durch die Zahlen der Eintheilung die
Quadrate der Längen an, wo das Qua
drat der Länge 1 zur Einheit dient. Die
Längen verhalten sich wie die Quadrat
wurzeln der beigezeichneten Zahlen.
3. Die cubische Linie gibt durch
die Zahlen der Eintheilung clie Würfel
der Längen an, so dafs die Längen selbst
sich wie die Kubikwurzeln der Zahlen
verhalten.
4. Die Linien der Seiten regu
lärer Vielecke zeigt für die beige
setzte Zahl der Seiten die verhältniis-
mäisige Länge derselben, so dafs jede
dieser Längen auf dem Kreise, dessen
Halbmesser der Seite des Sechsecks gleich
ist, sich so oft herumtragen läfst als die
Anzahl der Seiten angibt. Die Seite des
Sechsecks sei = r, die Anzahl der Seiten
eines Vielecks = n, so ist die Seite =
„ . 180°
2 r sin ——.
n
Auf dem Proportionalzirkel, wie ihn
Galilei angegeben hat, sind die Zahlen
der Vielecke in umgekehrter Ordnung
gesetzt. Die Länge zu der Zahl 6 ist
nun die Seite und die Länge zu einer
anderen Zahl, z. B. 10, ist der Halbmes
ser zu dem Zehneck oder Vieleck.
5. Die Linie der Chorden der
Polygonwinkel zeigt die Verhältnisse
der Chorden von den Nebenwinkeln der
180°
Centriwinkel an. Diese sind =2rcos
n
Die Linie ist entbehrlich.
6. Die tetragonische Linie zeigt
für die beigesetzte Zahl der Seiten re-
f ulärer Vielecke, welche gleichen Inhalt
aben, die verhältnifsmäfsige Länge der
Seiten. Der gegebene Inhalt sei a 2 , die
e . x . x , 4a 2 180°
Seite = «, so ist tr = — tg •, z. B.
n ' n
wenn die Seite des Dreiecks 10000 Theile
erhält, so ist die Seite des eben so gro-
fsen Vierecks = 6580, des eben so gro-
fsen Fünfecks 5017 u. s. w.
7. Die Linie für die Eintragung
der regulären Körper in eine Ku
gel zeigt die verhältnifsmäfsige Länge
des Durchmessers einer Kugel und der
Seiten der einzutragenden Körper.
8. Die Linien für die Verwand
lung der regulären Körper zeigt die
verhältnifsmäfsige Länge der Seiten bei
gleichem Inhalt, zugleich mit dem Durch
messer einer gleich grofsen Kugel.
9. Die Linie der Chorden gibt die
Länge der Chorden zu den beigesetzten
Graden eines Kreisbogens an, wobei die
Länge zu 60° der Halbmesser ist. Diese
Linie dient zugleich als Linie der Si
nus für die halben Bogen.
10. Die Linie der Tangenten gibt
die Länge der Tangenten zu den beige
setzten Graden eines Kreisbogens an,
wobei die Tangente von 45° der Halb
messer des Kreises ist. Um Verwirrung
in der Eintheilung für die kleinen Bogen
zu vermeiden, wird diese Linie an der
äufseren Seite der beiden Schenkel ge
zeichnet, so dafs, wenn beide gerade aus
gestreckt werden, sie zusammen die voll
ständige Linie der Tangenten bis zu der
Tangente 2 oder dem doppelten Halb
messer (= lg 63° 26’ .. .) ausmachen.
11. Die Linie zur Eintheilung
einer geraden Linie dient, eine ge
rade Linie in 2 bis 12 gleiche Theile
zu theilen; ferner die Eintheilung nach
dem äufseren und mittleren Verhältnisse
zu machen; atich zu dem Durchmesser
eines Kreises den Umfang oder umge
kehrt zu linden. Sie ist entbehrlich.
12. Die Fortificationslin'ie enthält
die verhältnifsmäfsigen Längen der Halb
messer regulärer Vielecke für eine ge
gebene Länge der Seite, auch noch die
zugehörigen Längen der Flanke, der Kehl
linie und der Kapitallinie, die aber nach
alten Systemen genommen zu werden
pflegen. Diese Linie mag füglich weg
bleiben, da auch die Maafse an den
Bastionen keine bestimmten Verhältnisse
haben können.
13. Die metallische Linie enthält
die Durchmesser gleich schwerer Kugeln,
also überhaupt die ähnlich liegenden
Seiten gleich schwerer ähnlicher Körper
von verschiedenen Metallen.