Full text: K - P (4. Band)

Kalender. 
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Kalender. 
Stimmung zu bringen; man hatte ein 
Jahr zu 12, das folgende zu 13 Monaten. 
Da aber der Mond unbekümmert um die 
Sonne seinen eigenen Gang geht, so ent 
stand bald Verwirrung. Hierauf nahm 
man 50 Monate auf 4 Jahr; auch dies 
hielt nur eine Weile aus. Solon endlich 
fand sich veranlafst, die Sonne ganz zu 
ignoriren und nur nach Monden zu rech 
nen, von denen immer einer 29, der fol 
gende 30 Tage hatte, was natürlich auch 
nicht lange Stich halten konnte. Geber 
diese Verwirrung macht Oristophanes 
einen Witz: Diana, die Güttin des Mon 
des klagt, dafs die Menschen an ihr Er 
scheinen nicht mehr sich kehrten und 
die Götter, welche zu der Zeit sich ver 
sammelten , um die von den Athenern 
ihnen gebührenden Opfermahle einzuneh 
men, müfsten halb verhungert in den 
Olymp zurückkehren. 
Nach manchen Abänderungen durch 
Schaltmonate, wie später auf Mosis Ge- 
heifs die Juden nur Mondenjahre haben 
durften, in welche zur Uebereinstimmung 
mit den Sonnenjahren Monate eingeschal 
tet wurden, erfand Meton, Athenischer 
Astronom, 400 Jahr v. Chr. die berühmte 
19jährige Periode, in welcher 12 Jahre 
aus 12 Monaten und 7 Jahre aus 13 Mo 
naten, also 19 Jahre aus 235 Monaten, 
125 zu 30 und 110 zu 29 Tagen bestan 
den. Zu Ende solcher Periode von 19 
Jahren geht der Sonnenlauf mit dem 
Mondlauf um noch nicht ganz 2 Stunden 
auseinander, und somit dauerte diese 
Zeitrechnung 102 Jahre, wo sie von Ka- 
lippus dahin verbessert wurde, dafs er 4 
Meton’sche Perioden von 27760 Tagen 
um einen Tag verkürzte und sie auf 27759 
Tage reducirte. Die Kalipp’sche Periode 
ist also der Meton’schen, was später der 
Gregoriansche Kalender dem Julianschen 
wurde. Hierzu kommt, dafs mit Kalip- 
us das Jahr 365 Tage 6 Stunden er- 
ielt, dafs also 300 Jahre später die Ka- 
lippsche Zeitrechnung dem Julianschen 
Kalender die Norm gab. 
Romulus hatte das Jahr auf nur 304 
Tage festgesetzt und diese in 10 Monate, 
6 zu 30 und 4 zu 31 Tagen getheilt. 
Den ersten Monat widmete er dem Mars, 
daher sein Name Martius, unser heutiger 
März; die letzten, October, November, 
December von den Zahlen octo, novem, 
decem. Der erste März war der Tag der 
Frühlingsnachtgleiche, an dem man an 
fing die Felder zu bestellen. 
Dafs die im Jahr fehlenden 61 bis 62 
Tage bald sich geltend machten ist klar, 
und schon sein Nachfolger Numa setzte 
50, später noch einen Tag, also 51 Tage 
in 2 Monaten Januarius und Februarius 
hinzu, und hatte somit ein Jahr von 355 
Tagen mit 12 Monaten geschaffen. 
Die Folge von diesem Kalender war, 
dafs von Jahr zu Jahr die Nachtgleiche 
immer später kam als sie im Kalender 
stand, und dafs man endlich das Feld 
ohne Kalender bestellen mufste. 700 
Jahre nach Erbauung Roms war unge 
achtet noch vieler inzwischen geschehenen 
Einschaltungen von Tagen die Nacht- 
gleiche bis in den Mai des Kalenders ge 
rückt. 
Julius Caesar, um die allgemein ge 
fühlte Verwirrung zu beseitigen, berief 
den aegyptischen Astronom Sosigenes, 
die Kalippus’sche Periode wurde zu Grunde 
elegt, nach welcher das Jahr 365^ Tage 
at, das Jahr 709 nach Erbauung Roms, 
45 Jahr vor Chr. Geburt sollte mit dem 
Wintersolstitium (heut der 21te Decem 
ber) anfangen; allein 8 Tage später traf 
Neumond ein, auf welchen damals Ge 
wicht gelegt wurde, das Neujahr fing da 
her mit dem lten Januar, 8 Tage später 
an, das Wintersolstitium blieb auf den 
24ten December, die Frühlingsnachtgleiche 
fiel auf den 24ten März, und um dies 
möglich zu machen, erhielt das Jahr vor 
her zu der Numa’schen Zeit von 355 Ta 
gen noch 90 Tage hinzu, im Ganzen also 
445 Tage, woher es das Annus confusio 
nis genannt wurde, besser aber, da alle 
Confusion mit ihm aufhörte, auch den 
Namen annus confusionis ultimus erhielt. 
Das tropische Jahr hat aber nicht volle 
365 Tage 6 Stunden, es fehlen noch 11 
Minuten 9 Secunden daran; daher fiel 
etwa alle 120 Jahr die Frühlingsnacht 
gleiche wieder einen Tag vor die des 
Kalenders. Nun war aber zum Aerger 
der christlichen Geistlichen öfter passirt, 
dafs die Juden mit den Christen auf einer 
lei Tag das Osterfest feierten und die 
hohen Würdenträger der Kirche beriethen 
in einem Concilium zu Nicäa, im Jahr 
325, also 370 Jahre nach Einführung des 
Kalenders wie dem Uebelstand abzuhel 
fen wäre. 
Da nun das Osterfest mit der Nacht 
gleiche Zusammenhang hat, so mufste 
nothwendig zur Sprache kommen, dafs 
die Frühlings-Nachtgleiche schon am 21ten 
März, also 3 Tage vor der Kalendernacht 
gleiche eintrete. Es geschah nun zwar 
keine Reformation des Kalenders, aber 
seit dieser Zeit hat es ab und zu gegen 
denselben ernste Angriffe gegeben, bis 
im 16ten Jahrhundert Pabst Gregor XIII, 
der sich gar zu gern berühmt machen 
wollte, eine wirkliche Reformation des 
Kalenders veranstaltete.
	        
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