Persönliche Erinnerungen an Karl Weierstraß
g traß geboren. Er besuchte die Vorbereitungsschule zum Gymnasium
in Münster und absolvierte dann das Gymnasium in Paderborn. Schon
als Schüler gab Weierstraß Proben von seiner hohen Begabung. Er
übersprang die dritte Klasse des Gymnasiums, und seine Leistungen
wurden mehrfach in 6 his 7 Fächern preisgekrönt. Auch beschäftigte
er sich schon als Gymnasiast eifrig mit Differential- und Integral
rechnung.
Als Student bezog er im Herbst 1834 die Universität Bonn, um
auf Wunsch seines Vaters Kameralwissenschaften zu studieren. Dort
trat er in das Korps „Saxonia“ ein und beteiligte sich mit großem
Eifer an dem flotten Studentenleben. Obgleich seine Neigung und
Begabung ihn zur Mathematik hinzog, besuchte er mathematische
Vorlesungen ebenso wenig wie kameralistische und juristische. Nur
in dem einen Semester hörte er eine mathematische Vorlesung bei
PI Ücker. Dagegen studierte er privatim ein ihm geliehenes Kollegien-
beft von einer Gudermannschen Vorlesung über elliptische Funk
tionen, die Fundamenta nova von Jacobi und die Mécanique céleste
von Laplace.
So vergingen 4 Jahre, ohne daß er sich zu einem Examen hätte
melden können. Daher war die Bestürzung groß, als er im Spätherbst
1838 nach Hause zurückkehrte. Was sollte geschehen, um die ver
bummelten 4 Jahre wieder einzuholen, zumal, da die Mittel fehlten, um
noch ein langes Studium an einer größeren Universität aufzunehmen?
Der Ausweg war der, daß er nach der, seiner Heimat nahegelegenen
Akademie Münster ging, wo er auch in kürzerer Zeit ein Staatsexamen
ablegen konnte. Das sollte ihm dann den Weg zum Lehrerberuf eröff
nen. An der Ausführung dieses Planes wurde er im Winter 1838/39
durch Krankheit verhindert, aber am 22. Mai 1839 wurde er an der
Akademie Münster immatrikuliert. Dort war ja auch Gudermann,
dessen Vorlesung über elliptische Funktionen er bereits genau kannte.
Da zeigte es sich auch, daß die früheren 4 Studienjahre doch nicht so
ganz verbummelt waren, daß er vielmehr durch seine privaten Studien
sehr umfassende Kenntnisse auf mathematischem Gebiete erworben hatte.
Deshalb war er schon nach einem Studium von einem einzigen Semester
so weit, daß er sich zur Prüfung melden konnte.
Es gereicht Gudermann zum höchsten Verdienste, daß er die Fähig
keiten des jungen Weierstraß richtig einschätzte und ihn nach Mög
lichkeit zu fördern suchte. In Beurteilung der ersten und schwierig
sten Prüfungsaufgabe, deren Thema sich Weierstraß selbst gestellt
hatte, sagte Gudermann:
„Der Kandidat tritt somit in die Reihe der ruhmgekrönten Erfinder “
Mathematische Wissenschaften.
H. Schröter, Theorie der Oberflächen zweiter
Ordnung und der Raumcurven dritter Ordnung
als Erzeugnisse projectivischer Gebilde. Nach
Jakob Steiners Principien auf synthetischem
Wege abgeleitet. Leipzig, Teubner, 1880. 720 S.
gr. 8°. M. 16.
Jakob Steiner sagt in der Vorrede zu seinem
Hauptwerke „Systematische Entwickelung der Ab
hängigkeit geometrischer Gestalten” (Berlin i832), dass
Aufl. Hannover
doch der Unter-
grofser, wie vor
sein mag. Herr
ethoden und Be
zieht auch Mafs-
er Betrachtungen.
Anzahl von inter-
htigt werden, die
ersuchungen über
eitigen Kegel, über
itige Hyperboloid,
:r die Durchmesser
: die Focalkegel-
schaften, über die
)rdnung u. dgl. m.
enden Stoffes sehr
. s wol auch zuzu
schreiben ist, dass sich der Herr Verf. auf die Unter
suchung der Flächen zweiter Ordnung und der
Raumcurven dritter Ordnung beschränkt hat. Nur
im letzten Paragraphen findet sich eine kurze An
deutung über das Vorkommen einer Fläche dritter
Ordnung, insofern sie der geometrische Ort für die
Pole einer Ebene in Bezug auf die sämmtlichen
Flächen eines Flächenbündels zweiter Ordnung ist.
Dagegen sind alle Untersuchungen, welche sich aut
die Flächen zweiter Ordnung und auf die Raum
curven dritter Ordnung beziehen, mit rühmenswerter
Gründlichkeit und mit dem Zwecke entsprechender
Vollständigkeit zu einem organischen Ganzen zu
sammengestellt, sodass das mathematische Publikum
dem geschätzten Herrn Verf. zu aufrichtigem Danke
für sein schätzbares Werk verpflichtet ist.
An diesen Dank sei noch die Bitte geknüpft,
dass Herr Sch. dem vorliegenden Buche noch manche
Fortsetzung folgen lasse.
Hannover. L. Kiepert.