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zeigen gegen Nachmittag ihre dunkelbeschatteten Ränder. Das Wetter bleibt meist schön, aber kühl und windig,
und nur selten kommt es zu lokalen Regenschauern oder abendlichen Gewittern. Noch vor Sonnenunter
gang sieht man an dem Verschwimmen der Wolkenränder, daß sich diese wieder in Auflösung befinden;
bald darauf sind die Cumuli wieder verschwunden und es folgt eine wolkenlose Sternennacht, bis am
nächsten Tag dasselbe Spiel von neuem beginnt.
Wie bei den Cumuluswolken beobachten wir auch bei den anderen Wolken, daß diese vorzüglich in be
stimmten Höhen Vorkommen und so auch manchmal schichtenweise übereinander liegen. Man sieht gleichsam,
wie gewisse Wolkenarten mit ihrem unteren Teil einer Luftschicht aufsitzen — und dazu gehört die Cumulus
wolke — oder mit ihrem oberen Teil, wie an einer ebenen Platte anstoßend, sich flächenartig ausbreiten.
Diese Abplattung, die sich bei der Cumuluswolke an ihrem unteren Rand (siehe Photographien Seite 5
und 13) und bei dem sog. Wolken- oder Nebelmeer an seinem oberen Rande deutlich kund tut, stellt in Wirk
lichkeit eine Grenzschicht in der Atmosphäre dar.
So spricht das pinienartige Ausbreiten einer Wolke als auch die amboßförmige Abplattung derselben an
ihrem oberen Teil (siehe Photogr. Seite 2 3 oben) dafür, daß diese an etwas anstößt, was nichts anderes
als eine andere Luftschicht ist. Der Ballonfahrer erkennt den Wechsel der Luftschicht daran, daß sein
Ballon (je nach Belastung) bis zu einer gewissen Höhe steigt und dann horizontal weiterschwebt. Mißt man
die Temperatur an diesen Grenzflächen verschiedener Luftschichten, die als Gleitflächen bezeichnet werden,
so stößt man auf die interessante Erscheinung, daß der normale Verlauf der Temperatursenkung mit zu
nehmender Höhe plötzlich unterbrochen ist. Trotz zunehmender Höhe steigt die Temperatur vorüber
gehend, was mit dem Ausdruck Inversion bezeichnet wird. Wie erwähnt, ist diese Schichtgrenze besonders
schön durch ein Wolkenmeer gekennzeichnet, über welches wir oft stundenlang in gleicher Höhe mit dem
Flugzeug dahinschweben können. Außer einigen aufragenden Cumulusköpfen ist das Niveau meer-
artig geebnet und hebt oder senkt sich als Ganzes. (Siehe auch Photographien auf Seite 17.) In diesem
Fall werden beide Schichten dadurch sichtbar, daß nur die untere Schicht kondensiert, d. h. Wolken bildet.
Ob nun die Cumuluswolke als einzelnes Wölkchen oder als höchster Punkt eines Wolkenmeers vorkommt,
immer sitzt sie gewissermaßen der unteren Schicht auf und breitet sich in der darüberliegenden aus. Hier
durch erscheint ihr unterer Rand flachgedrückt (siehe Photographie Seite 5 und i3) und ihr Anblick er
innert an weiße Wasserrosen auf einem See.
Der Vogel und der Segelflieger nützt dieses Aufwärtsstreben gewisser Teile der Cumuluswolke aus, indem er sich
unter ihr und an ihren Rändern schwebend hocharbeitet. So durchbrechen einzelne große Cumuluswolken (welche
in Bezug auf die Luftschichten gewissermaßen Schmarotzerwolken sind) an heißen Tagen manchmal mehrere
Luftschichten. Sie zeigen dann, von der Seite gesehen, meist an ihrer Neigung nach vorne, daß in der
oberen Luftschicht eine größere Windgeschwindigkeit herrscht als an der Wolkenbasis. Wir fragen uns
nun nach der Ursache dieses Auftriebs und somit zugleich nach der Entstehung dieser Wolke.
Die Bildung der Cumulus als auch der Wolken im allgemeinen ist abhängig von dem Feuchtigkeitsverhältnis
der Luft. Je wärmer die Luft ist, je mehr Feuchtigkeit kann sie fassen, ohne zu kondensieren, d. h. Wolken
zu bilden. Hiervon kommt es auch, daß es nach einer langen Schönwetterperiode, also bei bis in die hohen
Schichten gut durchwärmter Luft so schwer zum Regnen kommt. Die Cumuluswolke nun entsteht folgender