Full text: Die Anwendung des Elektromagnetismus mit besonderer Berücksichtigung der Telegraphie

§1. 
Die Reibungselektricität. 
1. Die Elektricität. Alle Körper zeigen die Eigenschaft, wenn man 
sie gerieben hat, andere Körper anzuziehen. Diese Eigenschaft ward 
schon im Alterthum am Bernstein (electron) entdeckt, und da die Alten 
— sogar grundsätzlich — nicht experimentirten, so blieb diese einfache 
Beobachtung der Anziehungskraft des geriebenen Bernsteins, so wie 
einiger anderer Körper, zwei Jahrtausende lang die einzige Thatsache, 
die man auf dem Gebiete kannte, das jetzt einen so grosen und wichti 
gen Abschnitt der Physik bildet. Erst William Gilbert fügte im 
Jahre 1G00 den im Alterthum gemachten Beobachtungen neue hinzu 1 ). 
Von ihm rührt das Wort Elektricität her. Nach ihm wurde nun die Zahl 
der elektrischen Erscheinungen, freilich in sehr langsamem Fortschritte 
durch neue Forscher vermehrt, unter denen Boyle 1670, Otto von 
Guericke 1672, Wall 1708, Hawksbee 1709 zu nennen sind. 
Einen bedeutenden Fortschritt bewirkten die Untersuchungen des Eng 
länders Stephan Gray im Jahre 1728 bis 1731, welcher nachwies, 
dass die Elektricität auf einem langen Faden weiter geleitet werden 
könne, und dass ein Unterschied zwischen den Körpern hinsichtlich ihrer 
Leitungsfähigkeit stattfinde. Er machte auch die ersten Versuche, Was 
ser, Menschen und Thiere durch Mittheilung zu elektrisiren, und beob 
achtete zuerst das Ausströmen von Feuerbüscheln aus leitenden Spitzen, 
wenn ihnen die flache Hand genähert wird, so wie dass sogar aus Wasser 
Funken hervorbrachen. Dieser letzte Versuch brachte ihn im Jahre 1734 
auf den Gedanken, „dass die elektrische Kraft, si magnis licet compa- 
rare parva, mit der Natur des Donners und Blitzes von gleicher Natur 
zu sein scheine.“ 2 ) So mehrten sich die Beobachtungen in Bezug auf 
die elektrischen Erscheinungen durch die Forschungen der Physiker Du 
Fay 1733 bis 1737 und D esagulier in Paris 1742, Ludolph 1744 
*) De Magnete, London 1600. Gehler III. pag. 316. 2) Gehler III. pag. 319. 
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