Full text: Die Anwendung des Elektromagnetismus mit besonderer Berücksichtigung der Telegraphie

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Erster Abschnitt. § 1. Reibungselektricität. 
in Berlin, so wie auch durch den Dechanten desDomcapitels zu Cammin 
in Pommern v. Kleist im Jahre 1745, welcher durch Zufall die nach 
ihm benannte Flasche entdeckte, bis endlich Benjamin Franklin 
in Philadelphia 1754 die mannifaltigen Wirkungen der Elektrizität auf 
eine Theorie zurückführte. Diese von Franklin aufgestellte Theorie 
hat sich zwar in neuerer Zeit nicht haltbar erwiesen, allein nichtsdesto 
weniger wurde durch dieselbe doch der Forschritt in der Wissenschaft 
bedeutend gefördert. 
2. Positive und negative Elektricität. Nach dem jetzigen Stand 
punkte der Wissenschaft erklärt man sämmtliche elektrischen Erschei 
nungen aus der Annahme, dass in einem jeden Körper eine un 
erschöpfliche Menge von Elektricität vorhanden sei. Diese 
in dem Körper vorhandene Elektricität ist aber nicht gleicher Art, son 
dern man sieht sich behufs der Erklärung aller Erscheinungen genöthigt, 
zwei Arten von Elektricität anzunehmen, welche sich gegenseitig au- 
ziehen und, sobald es ihnen möglich wird sich zu vereinigen, sich so 
vollkommen neutralisiren, dass, wenn beide Arten in gleicher Menge 
vorhanden sind, sie nach aussen hin ganz wirkungslos erscheinen. Da 
nun, im gewöhnlichen Zustande an den Körpern keine Elektricität be 
obachtet wird, so müssen wir annehmen, dass eben in diesem Zustande 
beide Elektricitätsarten in gleicher Menge vereinigt im Körper vorhan 
den sind. 
Das Elektrisiren besteht also darin, die beiden Elektricitäten frei 
zu machen, sie von einander zu trennen. 
Das Reiben ist eines der Mittel, die in einem Körper vorhandenen 
Elektricitäten von einander zu trennen. Die Erfahrung hat nun gelehrt, 
dass das Reiben eines Körpers mit verschiedenen anderen nicht gleichen 
Erfolg hat. Im Allgemeinen entsteht zwar durch das Reiben verschiede 
ner Körper immer ein wahrnehmbarer elektrischer Zustand, allein die 
Menge der getrennten Elektricitäten ist je nach dem Reibungsmittel sehr 
verschieden. Durch das Reiben nimmt der eine der geriebenen Körper 
die eine, der andere die andere Art der Elektricität an. In dieser Be 
ziehung scheiden sich die Körper in zwei grosse Gruppen, je nachdem 
sie bei Reibung mit einem bestimmten andern Körper die eine oder andere 
der beiden Arten von Elektricität wahrnehmbar machen. 
Wegen ihrer einander neutralisirenden Eigenschaften hat man von 
den beiden Elektricitätsarten die eine positiv, die andere negativ ge 
nannt. Zu den Körperpaaren, welche bei ihrer Reibung mit einander be 
sonders grosse Mengen von Elektricität trennen, gehören Glas und ein
	        
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