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Kommission IV
Herstellung von Karten und Plänen
Arbeitsgruppe IV/1
Die Verwendung der Photogrammetrie bei großmaßstäbigen Vermessungen
(Kartenmaßstab 1:5 000 und größer)
Berichterstatter: Prof. Dr.-Ing. G. Lehmann, Hannover
A) Allgemeines
Gegenüber dem letzten für den Zeitraum vom 1. 1. 1956 bis zum 31. 12. 1959 erstatteten
Landesbericht [36] sind für den Bereich der Kommission IV/1 die folgenden bemerkenswerten
Änderungen festzustellen:
1. Die Verwendung der Weitwinkelkammern 15/23 hat erheblich zugenommen; insbesondere für
topographische Aufnahmen hat die WW-Kammer 15/23 die Normalwinkelkammer 21/18 weit
gehend verdrängt. Ihre Vorteile werden in der geringeren Flughöhe und der damit gegebenen
Möglichkeit, unter Umständen auch bei ungünstigeren Witterungsbedingungen brauchbare Bild
flüge durchführen zu können sowie in der größeren Höhengenauigkeit gesehen.
Allgemein wird bei den Beiliegungen häufiger als früher eine schnelle Bildfolge (bis 90% Längs-
überdeckung) gewählt.
2. In Deutschland werden weiterhin ausschließlich Filmkammern benutzt; erste Versuche mit
Filmen auf Polyester-Basis (z. B. Cronar) haben günstige Ergebnisse gezeigt. Für die Zukunft
ist mit einer stark vermehrten Verwendung von Polyester-Filmen zu rechnen.
Von einigen Stellen wurden für die Herstellung von Diapositiven und Papierkopien Kontrast
ausgleichsgeräte — Cintel oder Log Etronik — benutzt; ihr Wert wird im allgemeinen positiv
beurteilt.
3. Bei der Signalisierung von Paßpunkten, Grenz- und Messungspunkten werden in zunehmendem
Maße Identifizierungshilfen (im Durchschnitt für ein Drittel der signalisierten Punkte) verwendet,
nämlich symmetrisch zum signalisierten Punkt ausgelegte, rechteckige Identifizierungsstreifen aus
Metall oder Kunststoffen oder Identifizierungsringe aus Stuckgips.
4. Für terrestrische Paßpunktbestimmungen werden in steigendem Maße elektro-optische Entfer
nungsmesser oder Mikrowellengeräte, wie das Geodimeter oder das Elektrotape, eingesetzt.
5. Für numerische Auswertungen werden die Maschinenkoordinaten heute fast überall auf Loch
streifen registriert; ihre Transformation in Landeskoordinaten wird durchweg mit programm
gesteuerten Rechenautomaten vorgenommen.
6. Bei der graphischen Auswertung hat die unmittelbare Schichtgravur, in der Regel auf Kunst
stoff-Folien, erheblich zugenommen; für topographische Auswertungen, z. B. für die Grund
karte 1 : 5 000, ist sie heute das hauptsächlich angewandte Verfahren. Bei Katasterauswertungen
wird dagegen nach wie vor im allgemeinen die Bleistiftzeichnung auf kaschierten Alu-Platten
bevorzugt.
7. Der Umfang, in dem die Photogrammetrie eingesetzt wird, ist in den einzelnen Bundesländern
unterschiedlich. Insgesamt hat die Verwendung der Photogrammetrie im Berichtszeitraum gegen
über der Zeit vor 4 Jahren auf allen Anwendungsgebieten zugenommen.