gruppen 5 und 8) boten ein recht eindrucksvolles Bild von der intensiven Verwendung des Luftbildes
in Wissenschaft und Wirtschaft, wenn auch die erheblichen Behinderungen, unter denen alle Zweige
des deutschen Luftbildwesens unter den Folgen des Krieges bis vor kurzem zu leiden hatten, noch
lange nicht überwunden sind. Der Mangel an langjährigen Ausländserfahrungen mußte, vor allem
beim Vergleich mit westeuropäischen und amerikanischen Beiträgen, recht deutlich in Erscheinung
treten. Der Bericht von E. Reiner über Luftbild-Erkundungen auf Neuguinea [78] war, neben dem
thematisch umfassenden Plenarvortrag von C. Troll [116J, wohl der einzige Beitrag von deutscher
Seite, der sich auf solide Erfahrungen in einem tropischen „Entwicklungsland“ stützen konnte.
Andererseits ist zu bedenken, daß in den letzten Jahren die führenden deutschen Luftbild-Gesell
schaften sich doch an recht umfangreichen Explorationsunternehmungen namentlich in Nordafrika
und im Nahen Osten beteiligen konnten. Es liegt aber im Wesen solcher Unternehmungen, daß
über die dabei gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse gar nichts oder nur sehr weniges mit
erheblicher Verspätung bekannt wird ([44], [81], [118]).
Fast alle deutschen Geographen jedoch, die in den letzten Jahren Forschungsreisen in
überseeischen Ländern durchfuhren konnten, haben, in unterschiedlichem Maße freilich, das ihnen
zugängliche Luftbildmaterial ausgewertet und gelegentlich als Hilfsmittel für geomorphologische,
vegetations- oder wirtschaftsgeographische Kartierung benutzt. Hier seien nur die in der „Erde“
bzw. „Erdkunde“ zwischen 1959 und 1965 veröffentlichten Luftbild-Beiträge von Blume [25], Hafe-
mann [43], Maack [62], Manshard ([65], [64]), Mensching [66], Sandner [86] und Wilhelmy [123] er
wähnt. Nicht immer wird aber aus diesen Beiträgen klar ersichtlich, wie weit die Luftbilder inter
pretiert oder lediglich zur Illustration anderweitig ermittelter Tatsachen verwendet wurden. Intensiv
und systematisch hat H.-G. Gierloff-Emden bei küstenmorphologisch-ozeanographischen Forschungen
in El Salvador zur Kartierung ausgedehnter Küsten- und Flußmündungsgebiete von Luftbildern
Gebrauch gemacht ([40], [41]). Als eine methodisch interessante und anregende Arbeit seien schließ
lich die Untersuchungen von W. Fricke und F. Weltz über die Viehbestände des Nigerdamm-Gebietes
in Westafrika genannt. Ihre mit Luftbild-Erkundung und statistischen Verfahren gewonnenen Er
gebnisse sind in einem Gutachten niedergelegt [39].
Die Ausländserfahrungen deutscher Geographen mit Luftbildmethoden sind für deren kon
sequente Weiterentwicklung und Anwendung in Forschung und Lehre, besonders an den Hochschulen,
von größter Bedeutung. Mittelpunkte der geographischen Luftbildforschung in der Bundesrepublik sind
z. Z. die Geogr. Institute der Universitäten Bonn, Berlin-West, Hamburg, Heidelberg, Gießen, Frank
furt und der Techn. Hochschule München, ferner das Institut für Landeskunde in Bad Godesberg, das
über ein umfangreiches Luftbildarchiv verfügt. Während an den genannten Hochschulinstituten,
zum Teil regelmäßig, Interpretationsübungen und Geländearbeiten mit Luftbildern durchgeführt
werden, hat das Institut für Landeskunde eine wichtige Funktion im Austausch von Erfahrungen
und Anregungen zwischen den auf diesem Gebiet tätigen Forschern übernommen. Wie schon im
Jahre 1958, so fand auch wieder im November 1961 dort eine von deutschen und einigen ausländischen
Teilnehmern gut besuchte Arbeitstagung statt, deren Vorträge in den Berichten zur deutschen Landes
kunde 1962 veröffentlicht sind ([10], [16], [55], [105]).
Überblickt man das umfangreiche Schrifttum der letzten 4 Jahre zur Theorie und Praxis
der Luftbildmethoden in Deutschland, so fällt eine Tatsache auf: Ganz überwiegend handelt es sidi
um Forschungen Einzelner, nur selten um koordinierte Gruppenarbeiten, wie sie in den anglo-
amerikanischen Ländern, aber auch in Frankreich, Holland, Belgien und der Schweiz systematischer
gepflegt werden. Zweifellos wird auch bei uns dieser Übergangszustand, mit fortschreitender Über
windung eines allzu engen Fachdenkens, durch rationellere Arbeitsmethoden abgelöst werden.
Anzuerkennen sind jedenfalls die heute schon da und dort spürbaren Bestrebungen zur Zusammen
arbeit über die Fachgrenzen hinaus, wie sie beispielsweise in der vorbildlichen Studie über ein
kleinsträumiges Naturdenkmal, den Gletscherschliff von Fischbach am Inn, betätigt worden ist [32].
Auch die kollegiale Zusammenarbeit von Photogrammetern und Kartographen mit Vertretern
der Geo-Wissenschaften in R. Finstermalders Arbeitskreis „Topographisch-morphologische Karten
proben 1 : 25 000“ darf als ein ermutigender Ansatzpunkt in dieser Richtung gewertet werden. Die
bisher vorliegenden Ergebnisse rechtfertigen die Hoffnung, daß in dem gemeinsamen Anliegen der
photogrammetrisch entwickelten Karte Geographen, Geologen und Vermessungs
ingenieure zu noch engerem persönlichen und fachlichen Kontakt kommen werden als bisher ([29],