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Drehung des Prüflings in eine beliebige Azimutlage. Durch den
gleichen, schon unter 1. erwähnten aufschraubbaren Einsatz
ring zur Aufnahme des Prüflings wird dafür Sorge getragen, daß
die Eintrittspupille des Meßkammerobjektivs hinreichend
genau im Schnittpunkt der Kollimatorhauptachsen liegt.
Zur Ausrichtung des Prüflings zum Zentralkollimator nach
Aufsetzen der Plattenkassette wird ein planparalleler, in der
Höhe verstellbarer Spiegel unter den Prüfling gefahren und
unter Federdruck an die vordere geschliffene Eassungsfläche
des Meßkammerobjektivs angelegt. Unter Benutzung des
Kollimator-Justierfernrohr-Systems, von dem noch die Rede
sein wird, verändert man die Lage des Drehtisches mit Hilfe
zweier Fußschrauben so lange, bis das vom Autokollimations
spiegel zurückgeworfene Bild der Kollimatorstrichmarke mit
seinem Ursprung koinzidiert. Die an einem Rahmenmarken
justiergerät bestimmte Winkeldifferenz zwischen den durch
die genannte Objektivfassungsfläche und dem Anlegerahmen
der Meßkammer definierten Ebenen wird zur Korrektur der
Lage des Hauptpunkts der Autokollimation benutzt. Dieser
Umweg über eine Hilfsfläche wurde ein geschlagen, da be
fürchtet werden mußte, daß sich die Lage der Meßkammer
durch die Manipulation des Aufsetzens der Plattenkassette
unkontrolliert verändert. Es ist jedoch beabsichtigt, ein
Gegenautokollimationsfernrohr zum Zentralkollimator zu
schaffen, das insbesondere für die Prüfung von Einzelobjek
tiven benötigt wird, und mit diesem Versuche auszuführen.
Der Vorgang der Testaufnahme vollzieht sich durch gleich
zeitige Auslösung der Verschlüsse sämtlicher benutzter Kolli
matoren. Dabei werden die Stichkreuztestfiguren in der Bild
ebene des Prüflings auf einer fotografischen Platte abgebildet.
Die Aufnahme geschieht über beide Bilddiagonalen und
Rahmenachsen. Die Ergebnisse in den Rahmenachsen werden
nur zur Berechnung der maximalen Affinität verwendet. In
der Bildmitte tritt zwangsläufig eine zweimalige Abbildung
der Strichkreuztestmarken des Zentralkollimators für beide
Diagonalrichtungen auf. Durch eine Schwächung der Licht
intensität des Zentralkollimators und besondere Ausbildung
der Testmarkenform sind beide Abbilder noch gut identifizier
bar und meßbar.
Die Auswertung der Testaufnahmen wird an unserem KOME SS
3030, einem Einbildkomparator hoher Genauigkeit, vorge
nommen, das eine Ablesung der Bildkoordinaten auf 0,1 ym
(Mikrometer, bisher als ¡i = Mikron bezeichnet) gestattet.
Die erhaltenen Verzeichnungswerte werden auf den Schnitt
punkt der Rahmenmarkenverbindungslinien, den Rahmen
mittelpunkt bezogen, der innerhalb einer gewissen Fertigungs
toleranz gleichzeitig Symmetriepunkt der Verzeichnung ist.
Die Genauigkeit der Bildkoordinatenmessung hängt sehr
wesentlich von der Abbildungsgüte der Testmarken auf der
verhältnismäßig grobkörnigen panchromatischen Gebrauchs
emulsion ab. Aus den Ergebnissen von drei Plattenaufnahmen
mit ein und derselben Meßkammer des Normalwinkeltyps
wurde eine resultierende reproduzierbare Genauigkeit für die
Verzeichnungsmessung von durchschnittlich 4 ¡nn und für die
Bestimmung der Kammerkonstanten von max. 0,005 mm
ermittelt. Diese hohen Genauigkeiten zeugen von der Güte des
angewandten fotografischen Verfahrens und der hohen Kon
stanz der Lage der Fächerkollimatoren über eine Prüfzeit
spanne von etwa 24 Stunden hinweg.
Eine der Voraussetzungen für die Gewähr der Maßtreue der
Meßwerte ist die Güte der Justiergenauigkeit der Kollimator
hauptachsen auf festgelegte Winkelstellungen in einer gemein
samen Vertikalebene zum Zentralkollimator. Zu diesem Zweck
besitzen sämtliche Kollimatoren seitliche Austrittsöffnungen,
durch die mit Hilfe eines schwenkbaren Justierfernrohrs und
über eine strahlenteilende Umlenkungseinrichtung die Test
marken oder ihre reflektierten Bilder beobachtet werden kön
nen. Zur Justierung der Kollimatorhauptachsen dienen zwei
in zueinander senkrechten Ebenen gelegene Planparallel
platten, die sich im Strahlengang eines jeden Kollimators be
finden und durch Meßtrommeln betätigt werden können.
Hinsichtlich der Eichung der Winkelstellungen wurde, wie es
übrigens auch bei den amerikanischen Prüfstellen geschah,
bewußt auf die Verwendung von Instrumenten mit Teilkreisen
wegen der diesen anhaftenden Fehler verzichtet. Lediglich
zur Grobhorizontierung wurde ein Theodolit benutzt. Die
Feinjustierung hingegen wurde mit einem Justierprisma und
einem Planspiegel durchgeführt. Das erstere dient zur Ein
richtung der Winkelstellungen der beiden äußersten Kolli
matoren durch Autokollimat ion auf dessen verspiegelte Seiten
flächen, die einen sehr genau bekannten Winkel von 128 g mit
einander einschließen. Nach Justierung der äußersten Kolli
matoren wird das Justierprisma durch einen Planspiegel er
setzt, und alle übrigen Kollimatoren werden durch fortge
setztes Halbieren des Winkels zwischen zwei benachbarten,
bereits festgelegten Kollimatoren ebenfalls durch Anwendung
des Autokollimationsverfahrens eingerichtet. Die Bilder 4 und
5 zeigen Aufnahmen vom Justiervorgang. Die Genauigkeit
des Justierverfahrens liegt etwa in der Größenordnung der
Koinzidenzeinstellgenauigkeit zweier Testmarkenbilder, die
sich durch einen mittleren Fehler von + 0,5" ausdrücken läßt.
Die seit September 1962 in bestimmten Zeitabständen durch
geführten dreimaligen Wiederholungsüberprüfungen zeigten
Abweichungen in gleicher Größe und bestätigten die hohe
Lagekonstanz der Kollimatoren. Das ist mit darauf zurück
zuführen, daß sich unser Meßraum in einem Keller unseres
Hauses befindet, wo das Prüfgerät fast unmittelbar auf ge
wachsenem Boden steht, und in dem die bisher beobachteten
Temperaturschwankungen gegenüber der Standardtemperatur
von 20 °C nicht mehr als + 1 grd betrugen.
Bekanntlich stellt ein Hemmnis für die Anwendung des foto
grafischen Verfahrens die Forderung nach sehr genauer Eben
heit des fotografischen Plattenmaterials dar, um Verfälschun
gen der Ergebnisse auszuschalten. Auch für uns stellte diese
Forderung ein ernsthaftes Problem dar. Es konnte schließlich
durch Verwendung der in unserem Werk zu einer hohen
Präzision entwickelten pneumatischen Meßtechnik befriedi
gend und mit geringerem Kostenaufwand gelöst werden, als
es mit einer ähnlichen wie der in Canada [3] benutzten inter-
ferometrischen Einrichtung der Fall gewesen wäre. Das pneu
matische Verfahren gestattet eine berührungsfreie, unter
Lichtabschluß mögliche Abtastung beschichteter Glasplatten
auf + 1 /Lan. Hinzu kommt die völlige Unabhängigkeit von den
spektralen Eigenschaften der Emulsion. Das im Endergebnis
entstandene Pneumatische Plattenebenheitsmeßgerät besteht
im wesentlichen aus drei Hauptteilen, einer optisch eben ge
schliffenen Vergleichsglasplatte, einem in jedes beliebige Azi
mut drehbaren Anlegerahmen zur Aufnahme des Prüflings
mit der Schichtseite nach unten und einer zwischen beiden
angebrachten Kreuzschlittenführung mit dem Meßdüsenver
bindungsstück, das auf jener elektrisch oder von Hand ange
trieben an jede Stelle der Meßfläche gefahren werden kann.
Bild 6 zeigt die Anordnung der prinzipiellen Teile in sche
matischer Form. Das Ganze ist in einem lichtdicht abge
schlossenen Gehäuse untergebracht, an dessen Vorderseite
sich die Bedienungselemente für den Antrieb und die Anzeige
skalen für die x- und y-Koordinaten der Meßdüsenstellung
befinden. Über ein Verbindungsschlauchsystem wird dem
Meßdüsenverbindungsstück komprimierte Luft mit einem
Eingangsdruck von etwa 3 atü zugeführt, die aus den beiden
entgegengesetzt gerichteten Meßdüsen gegen die Vergleichs
platte und die Meßfläche des Prüflings ausströmt. Zwischen
der Preßluftanschlußleitung und dem Gerät sind ein Redu
zierventil zur Regelung des Eingangsdrucks und das Meß-