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5. Verfahren der Zwei-Medienphotogrammetrie
Durch die Notwendigkeit,den Meeresboden zu kartieren und Auf
gaben der Meeresgeodäsie zu studieren, haben auch die Probleme
der Zweimedienphotogrammetrie erhöhte Bedeutung erlangt. In
[l6] und [17] wurde über grundlegende geometrische Beziehungen
berichtet; optische Fragen wurden in [18] behandelt. In der Folge
sollen Aufgaben der Disziplin im Lichte neuerer Entwicklungen be
trachtet werden.
Der Fall der Zweimedienphotogrammetrie liegt vor, wenn sich Ob
jekt und Aufnahmekammer in verschiedenen Medien befinden und
Lichtstrahlen, welche die Abbildung vermitteln^ verschiedene Me
dien durchlaufen. Jeder Strahl wird an der Trennfläche der beiden
Medien gebrochen. Die vom Objektiv zur Trennfläche verlaufenden
Strahlen bilden ein Bündel, das nach der Brechung in eine Strahlen
kongruenz übergeht. Durch die photogrammetrische Aufnahme wird
nur das Bündel vermittelt. Über die Kongruenz der gebrochenen Strah
len kann erst bei Kenntnis der Lage und Form der Trennfläche, sowie
der optischen Eigenschaften der beiden Medien eine Aussage erfolgen.
Im einfachsten Fall ist die Trennfläche eine Ebene und dieser Fall
soll in der Folge betrachtet werden. Analoge Betrachtungen für
sphärische und andere Trennflächen sollten jedoch angestellt werden,
damit Unterlagen für die Diskussion von Problemen bereitgestellt
werden, welche in der Meeresgeodäsie absehbar sind. Auch wäre
zu untersuchen, unter welchen Bedingungen Aussagen über die Form
der Trennfläche oder die Brechungsquotienten der Medien gewonnen
werden können.
Die Zahl der Orientierungsparameter einer Zweimedienaufnahme erhöht
sich um die Zahl der Parameter, der brechenden Fläche. Dies sind
im Falle der Ebene drei, welche als Richtungskoordinaten und Betrag
des zur Trennebene I normalen Bündelvektors h aus dem Aufnahme-
ort ö gedeutet werden können. Ist die Lage der brechenden Fläche
vorgegeben, wie dies bei Aufgaben der Meeresgeodäsie angenommen wer
den kann, so bleibt die Zahl der Orientierungsparameter gleich wie
in der Einmedienphotogrammetrie. Ihre geometrische Bedeutung kann
jedoch zum Teil verschieden sein. Da z. B. zur relativen Orientierung
eines Bildpaares auch die Bestimmung der brechenden Ebene gehört,
kann das Objekt bis auf eine ebene lineare Transformation aus dem
Bildinhalt rekonstruiert werden und die absolute Orientierung hat 4
Parameter.
Weicht das Bündel der Einfallstrahlen nur geringfügig vom Perspek
tiven Bündel ab, so kann versucht werden,dieses auf das Perspektive
Bündel zu reduzieren. Dies kann durch Transformation des F’eldes der
Einfallspunkte E der brechenden Ebene TT in das Feld der Perspektiven
Punkte P c erfolgen. Es kann auch versucht werden, den Objektpunkten
P Punkte P eines Brechungsgebildes zuzuordnen, welches durch das
Bündel der Einfallstrahlen perspektiv in das Meßbild abgebildet wird.
Schließlich besteht die Möglichkeit,durch Änderung der Konstante c
oder der Aufnahmehöhe h die Inzidenz zwischen Objektpunkten Pund den
zugehörigen Einfallstrahlen zu erreichen.
Hiezu wird zweckmäßig in IC ein System von Zylinderkoordinaten r,y>>t
oder h eingeführL dessen Ursprung im Lotfußpunkt H des normalen