Es ist nochmals darauf hinzuweisen, daß es sich bei den in Schema 1 und Übersicht 1 dargestellten Kom-
binationsmöglichkeiten immer nur um die überwiegende Art der primären Interpretationsdatendarstellung
handelt und Zweit- oder gar Drittkombinationen unberücksichtigt bleiben mußten.
Bezüglich der Beziehungen zwischen Interpretation und Ergebnisdarstellung läßt sich sagen, daß
- 85 % aller Beiträge qualitative Merkmale interpretieren, die fast ausschließlich subjektiv erhoben
und graphisch bzw. kartographisch oder deskripiiv dargestellt werden. Sekundär können die graphi-
schen Ergebnisse in die digitale Form (Tabelle) umgewandelt werden;
- nur 15 % aller Beiträge quantitative Merkmale objektiv interpretieren und sie in einer primär digi-
talen Darstellung zum Ausdruck bringen. Eine sekundäre graphische Wiedergabe zur Veranschauli-
chung der primär-digitalen Ergebnisse wird oft benutzt.
Zusammenfassend gelangt man zu der Schlußfolgerung, daß sich bis zu einem gewissen Grade aus der Art
der Darstellung auf den wissenschaftlichen Stand der Interpretationsmethodik schließen läßt. Digitale Ergeb-
nisse resultieren aus einem hohen Maß an objektiver Interpretationsmethodik. Graphische (kartographische)
und insbesondere deskriptive Darstellungen beruhen zu einem sehr hohen Grad an Wahrscheinlichkeit (in
unserer Tabelle insgesamt 76 %) auf subjektiven Interpretationen, deren Zuverlässigkeit weitgehend von der
Erfahrung, von der "Kunst" der Interpretation abhängig und in ihrer statistischen Genauigkeit schwer über-
prüfbar sind. Diese Art der Darstellung und Methode der Interpretation ist hauptsächlich auf die Anwen- © a
dungsgebiete:
- Erdwissenschaften
- Vegetationskartierung
- Ingenieurwesen
- Archäologie
beschränkt. Es wurden nur in Einzelfällen objektive Erhebungsmethoden erprobt. In der Vergangenheit fehl-
ten effektiv für diese Fachgebiete der Luftbildinterpretation die methodischen Lösungen und technischen
Einrichtungen, um auf objektivem Wege qualitative Interpretationsdaten zu gewinnen.
Geologische, geomorphologische, bodenkundliche u.ä. Interpretationsarbeiten finden ihre Darstellung über-
wiegend als Skizzen, auf photogrammetrischem Wege hergestellte Karten, mit Einzeichnungen versehene
Luftbildmosaike oder -pläne der verschiedensten Maßstäbe. In diesen graphischen Dokumenten sind die ge-
wünschten Erkenntnisse dargestellt, sei es beispielsweise als Kartierung von Verwerfungslinien (Bild 1)*,
von Oberflächenformen oder -veränderungen, von Landschaftstypen, Bodeneinheiten (Bild 2) oder dgl.
Selbstverständlich können aus derartigen Unterlagen sekundär digitale Ergebnisse entnommen und in Tabel-
len dargestellt werden, z.B. Háufigkeiten bestimmter Phinomene, Flüchengrófe u.a.m. (Bild 3).
Sehr háufig jedoch werden Interpretationsresultate durch deskriptive Ergebnisse ergünzt und erhalten hier-
durch erst ihren vollen informatorischen Wert für den Auftraggeber. o €
Für Ingenieurzwecke werden ganz áühnliche Interpretationsdarstellungen benötigt; sie müssen z. B. für Stra-
Benbauvorhaben alle notwendigen Erkundungsdaten für Trassenstudien oder -entwürfe liefern.
Beim Ingenieurwesen tritt die Verzahnung dieses Spezialgebietes mit vielen anderen Fachgebieten besonders
deutlich in Erscheinung. So wird der Planungsingenieur für AutostraSen oder für Talsperren niemals ohne
Hilfe von Interpretationsspezialisten für Photogeologie, Geomorphologie, Geographie und viele andere Wis-
sensgebiete bei seiner Arbeit vorankommen.
Auch Vegetationsanalysen (Bild 4) und archáologische Entdeckungen (Bild 5), die als Ergebnis einer Luft-
bildinterpretation gewonnen werden, nutzen die obenerwihnten Kombinationsmóglichkeiten in gleicher Weise
aus, überwiegend als bildliche oder zeichnerische Darstellung der Grenzen von Vegetationstypen bzw. von
archäologischen Befunden, in Verbindung mit sekundären deskriptiven oder digitalen Ergänzungen der gra-
phischen Charakteristika.
Objektive Methoden der qualitativen Interpretation mit graphischer Darstellung finden in steigendem Maße
bei der Landnutzungserhebung Anwendung. Meist fallen als primäre Ergebnisse einer halbautomatischen
Interpretation Densitometerkurven an (Bild 6), die wiederum einer Interpretation bedürfen und i.d.R. eine
digitale Auswertung (Mittelwertbildung, Fehlerberechnung u.a.m.) zwangsläufig erfordern. In diesem Falle
müssen graphische und digitale Ergebnisse als äquivalent angesehen werden, da beispielsweise auch Mög-
lichkeiten bestehen, die Densitometerkurven durch angeschlossene Rechenautomaten unmittelbar in digitale
Ergebnisse umzuwandeln.
+ Die zitierten Bilder werden beim Vortrag gezeigt; sie sind hier nicht abgedruckt.