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Sonderdruck aus der Zeitschrift ,,Feingerütetechnik* Heft 6/1967
Neuzeitliche automatische Groflkoordinatographen
— Ihr Aufbau und ihr zweckmäfiger Einsatz in Forschung und Industrie - (Teil I)
Dipl.-Ing. P. Domschke (KDT), VEB Carl Zeiss JENA, Forschungs- und Entwicklungsstelle Dresden-Klotzsche
1. Einführung
1.1. Begriffsbestimmung
Fiir die verschiedenartigsten Zwecke in der Forschung
und Industrie ist es erforderlich, beliebige Größen als
geometrische Analogwerte (und zwar in Form von
Strecken oder Winkeln) in einem ebenen Koordinaten-
system darzustellen, oder aber Aufgaben zu lösen, die
auf diese Grundaufgabe zurückzuführen sind, wie z. B.
bei der Herstellung von Fertigungsunterlagen und Fer-
tigungshilfsmitteln.
Der wissenschaftliche Gerátebau hat daher eine ganze
Reihe von Geräten geschaffen, die diesem Zwecke die-
nen und die als Koordinatographen bezeichnet werden.
Unter diesem Begriff können sowohl einfache Zwei-
koordinatenschreiber als auch vollautomatisch arbei-
tende Geräte für große Zeichenformate eingeordnet
werden. Da aber die ersteren für die Erschließung neuer
Anwendungsgebiete im Zuge der Automatisierung (so-
wohl der Fertigungsprozesse als auch geistiger Tátig-
keiten) weniger interessant sind, sollen im folgenden
lediglich die automatisch arbeitenden Grofkoordinato-
graphen behandelt werden, die entweder selbst ein '
datenverarbeitendes System darstellen oder Bestandteil
eines umfassenderen derartigen Systems sind.
1.2. Koordinatographen als Bestandteil datemverarbei-
tender Systeme
Die rasche Entwicklung der Rechentechnik in den letz-
ten beiden Jahrzehnten sowie die stetig voranschrei-
tende Automatisierung bei der Durchführung von daten-
verarbeitenden Operationen erforderte auch in größe-
rem Maße den Einsatz von Koordinatographen zur
Darstellung bzw. Aufbereitung von Rechnungsergeb-
nissen.
Die Ursache hierfür ist im wesentlichen darin zu su-
chen, daB gróBere Rechenprozesse heute vorwiegend mit
digital arbeitenden Rechenautomaten ausgeführt wer-
den, das Ergebnis jedoch in vielen Fállen nicht in digi-
taler, sondern in Form einer analogen graphischen Dar-
stellung erwünscht bzw. für eine ganze Reihe von Auf-
gaben sogar unerláflich ist. Einmal ist eine Lösung,
welche graphisch aufgezeichnet ist, viel leichter zu über-
schauen als digitale Informationen. Eine von einem
Rechenautomaten berechnete mathematische Funktion
(z. B. der Verlauf einer Bahnkurve eines Satelliten) làbt
sich an Hand der auf Lochkarten oder Lochstreifen aus-
gegebenen Bahnkoordinaten fast gar nicht überblicken,
während die graphische Darstellung der ins Analoge
umgewandelten digitalen Punktkoordinaten sofort ein
recht eindrucksvolles Bild der Satellitenbahn ergibt.
Andererseits ist auch eine Weiterverarbeitung digital
ermittelter Ergebnisse oft nicht unmittelbar möglich.
Hierfür möge das folgende Beispiel dienen:
Für den Zuschnitt eines komplizierten Blechteiles einer
Schiffsbeplankung werden die Umrißkoordinaten nach
hydromechanischen Gesichtspunkten errechnet. Den Zu-
schnitt führt ein mit einer Bahnsteuerung versehener
Automat aus. Um jedoch den Informationsträger, der
diesen Automaten steuert (z. B. ein Lochstreifen), vor
Ausführung des Zuschnittes kontrollieren zu können,
wird man sich zunächst eine dem Zuschnitt entspre-
chende graphische Darstellung des Blechteiles herstel-