Neue Erfahrungen mit der photogrammetrischen Vermessung
von Watten
Von N. RüPkE, Hamburg
1. Allgemeines
Die Luftbildmessung wird bereits seit 1935 fiir die planmäßige Vermessung der Watten an der deut-
schen Nordseeküste eingesetzt. Luftbildpläne in den Maßstäben 1 : 10000 und 1 : 25000 geben eine
vorzügliche Übersicht über die gesamte Wattoberfläche, ergänzen die terrestrische Höhenaufnahme
in wichtigen Grundrißdetails und stellen ein bedeutendes Hilfsmittel für die biologische, geologische
und bodenkundliche Kartierung und Deutung der gestaltsändernden Vorgänge und der Kräfte im
Wattenmeer dar. Sie sind damit eine wichtige Grundlage für alle großräumigen technischen Pla-
nungen im Küstenbereich [1]. |
Die Höhenverhältnisse dagegen ermittelte man bisher durchweg terrestrisch, sei es durch Nivelle-
ment bei Niedrigwasser oder durch Echolotung bei Hochwasser [2]. Erst in den letzten Jahren wur-
den ernsthafte Versuche unternommen, auch die dritte Dimension aus Luftbildern zu gewinnen
[3], [4]. Diese Versuche hat der Verfasser in Zusammenarbeit mit verschiedenen Dienststellen fort-
gesetzt. Über die Ergebnisse soll hier berichtet werden.
: 2. Stereokartierung
Im Jahre 1965 fiihrte der Verfasser im Auftrage des Wasser- und Schiffahrtsamtes Tónning die
stereophotogrammetrische Hóhenaufnahme einer 1,5 x 1,5 km? grofen Versuchsfláche in der Eider-
miindung durch. Als Aufnahmemalstab wurde 1 : 10000 gewihlt (Zeiss RMK 15/23, Perutz-
Fliegerfilm Pervola 20 DIN, Flughóhe 1530 m). Ausschlaggebend für die Mallstabswahl war einerseits
das Bestreben, einen mittleren Hóhenfehler von +15 cm A 0,1 9?/o9 der Flughóhe zu erreichen,
andererseits aber auch durch móglichst grofe Modelle die unerlüfliche terrestrische Pafpunktbe-
stimmung auf ein Minimum zu beschränken.
Es wurden zwei Modelle.ausgewertet, für die jeweils vier Lage- und sechs Höhenpaßpunkte signa-
lisiert waren. In einem starren 50-m-Raster wurden 930 Gelándehóhen am Stereokartiergerát Wild A 8
von zwei Auswertern in zwei Durchgüngen unabhüngig voneinander eingestellt und auf Lochkarten
registriert. Die Modelltransformation wurde auf einer Rechenanlage IBM 1620 durchgeführt.
BuL 3/1966 103