Full text: Theorie der Rohrrücklaufgeschütze

  
  
140 Anhang B. Die Doppelbremse. 
vorholer verzichten, wenn man die Oberlafette statt auf einer horizon- 
talen Bahn der Unterlafette auf einer schrägen Ebene zurück- und 
hochgleiten läBt. 
Die Doppelbremse wird mit Vorteil verwendet in allen den Fällen, 
wo eine Rohrbremse mit veränderlicher. Rücklauflänge zweckmäBig 
wäre, aber der verhältnismäßig beschränkte Regulierbereich der Rohr- 
bremsen mit veränderlicher Rücklauflänge nicht ausreicht. Das Ver- 
hältnis zwischen den Rücklauflängen bei kleinstem und bei größtem 
Erhöhungswinkel des Rohres kann nämlich bei Rohrbremsen mit ver- 
änderlicher Rücklauflänge, sofern nicht Unregelmäßigkeiten im Brems- 
kraftverlauf in Kauf genommen werden, je nach Anteil des Vorholers 
an der Bremskraft in der Regel nicht über 1,5, äußerstenfalls 2 gesteigert 
werden. Die Doppelbremse hat weiter den Vorteil, daß die Massen der 
Wiege und Oberlafette beim Rücklauf mit herangezogen werden, so daß 
das Rohr nicht beschwert zu werden braucht. Diese Gewichtsver- 
mehrung würde bei großer Erhöhung wieder besonders kräftige Vorholer 
bedingen und damit wiederum eine Beschränkung des langen Rück- 
laufes bei veränderlicher Rücklaufbremse zur Folge haben. 
Ein Nachteil der Doppelbremse ist, daß die gesamten rücklaufenden 
Massen verhältnismäßig schwer sind und daß bei dem langen Gesamt- 
rücklauf das Stabilitätsmoment der Lafette absinkt. Da aber der Rohr- 
rücklauf schon im ersten Teil des Rücklaufes der Oberlafette beendet ist,. 
die Rohrbremse also im zweiten Teil des Lafettenrücklaufs kein auf- 
richtendes Moment mehr auf die Lafette übertrágt, bleibt diese un- 
günstige Eigenschaft der Lafetten mit Doppelbremse in der Regel in 
durchaus ertráglichen Grenzen. 
Die praktische Verwendung der Doppelbremsen beschránkt sich im 
groflen und ganzen auf schwere Geschütze, deren Feuergeschwindigkeit 
ohnehin eine geringere ist, so daß sie durch die verhältnismäßig 
langen Laufzeiten der großen Masse von Rohr und Oberlafette 
nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Hingewiesen sei noch darauf, 
daß der Bewegungsvorgang bei Eisenbahngeschützen stets nach dem 
Prinzip der Doppelbremse vor sich geht; dabei stellt das gesamte 
Fahrzeug ohne Rohr die Oberlafette in obengenanntem Sinne dar, die 
Bremskraft zwischen Rädern und Schienen entspricht der Lafetten- 
bremse und der Oberbau entspricht der Unterlafette. Es ist auch 
zweckmäßig, gewisse Vorgänge bei Feldgeschützen, welche nur mit 
normalen Rohrbremsen ausgerüstet sind, unter dem Gesichtspunkt der 
Doppelbremse zu betrachten, insonderheit beim Einschießen der Sporne, 
oder wenn der Boden in der Geschützstellung sehr leicht ist oder die 
Sporne sehr klein sind. 
Hingewiesen sei auch auf die besonderen Maßnahmen der Lafetten- 
konstruktion, welche durch die Doppelbremse notwendig werden. Durch 
 
	        
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