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entstehende Bahn der Kreiselspitze bestimmt werden. Ist b v = 0, so folgt also,
daß die Summe aller dTjTeine Drehstreckung der Summe aller ö ist. (Drehung
um 90°, Proportionalitätsfaktor: fx d t). Anders gesagt: Ist b v = 0, so stellt die
Summe der Vektoren e eine um 90° gedrehte geeometrisch ähnliche Bahn der
Kreiselspitze dar. Ist b v = 0, so müssen die Strecken e vorerst um den aus Gl. 11)
ersichtlichen Betrag verbessert werden.
Für die Praxis sind nur die Lagen der Kreiselspitze in je zwei aufeinander
folgenden Geländeaufnahmen von Interesse. Man denkt sich daher die Vektoren
e je in die Richtungen des Koord.-Systems der Libelle zerlegt und arithmetisch
addiert. Zur Messung der Werte dieser Komponenten dient ein kleiner Kompara
tor, dessen Mikroskop ein Fadenkreuzblättchen mit zwei konzentrischen Kreisen
aufweist. Einer der beiden Kreise ist etwas kleiner, der andere etwas größer als
das in der Fadenkreuzebene entstehende Bild der Libellenblase. Wenn b v = 0,
so müssen die gemessenen Werte verbessert werden, und zwar zweckmäßig
mittels einer Tabelle, deren Argument: b v und deren Funktionswert
bv
g
100%
ist. Berücksichtigt man noch im ersten und letzten Bild die ev, Abweichung des
Achsenkreuzes der Kamera vom Achsenkreuz der Dosenlibelle, so ergibt sich
damit die gewünschte Verlagerung der Kreiselachse und damit der Kammer
hauptachse.
Bis jetzt wurde stillschweigend vorausgesetzt, daß die Richtungen der
Achsenkreuze der Kammern Kj und K., mindestens während der Bildfolgezeit
der Geländeaufnahmen hinreichend genau unverändert bleiben, also etwa in der
Flugrichtung, bezw. dazu normal liegen. Diese Voraussetzung kann mittels eines
bekannten Kurskreisels ohne weiters erfüllt werden.
Die Ausdehnung der beschriebenen Addition der Vektoren über längere
Zeiträume würde infolge der Fehlerfortpflanzung zu ungenaue Ergebnisse
liefern. Das unter D. und E. beschriebene Verfahren kann jedoch in Verbindung
mit der unter B. behandelten Drei-Flugzeugmethode die Aufgabe der absoluten
Orientierung zum Lot sowie der gegenseitigen Orientierung der Aufnahmen
(abgesehen von den Basislängen) mit hinreichender Genauigkeit lösen, Diese
Genauigkeit ist vollkommen unabhängig von der Flugzeit, vom Bildinhalt und
dem Vorhandensein von Festpunkten. Dasselbe gilt, wenn man an Stelle der
zwei Begleitflugzeuge einen zweiten Kreisel, der mit einer entsprechenden Stütz
einrichtung ausgerüstet ist, verwendet. Der Aufsatz A (Fig. 3) müßte sodann nach
einer Seite hin Raum für den exzentrisch angeordneten, gestützten Kreisel bieten.
Die erwähnte Gerade a a würde zweckmäßig parallel zur Achse des gestützten
Kreisels gerichtet werden. Sein innerer Kardanrahmen (Kreiselkappe) müßte
daher das Prisma P tragen.
F. Einfluß der Erdrotation und der Erdkrümmung.
Ist in Gl. 2) M = 0, so ist N = konstant, d.h., der Drehimpulsvektor ist in
bezug auf ein Inertialsystem (für die Praxis kann der Fixsternhimmel als ein
solches gelten) konstant. Infolge der Erddrehung beschreibt daher die Achse
eines astatischen Kreisels, da diese immer zu demselben Fixstern gerichtet ist,
einen Kreiskegel, dessen Achse parallel zur Erdachse ist. Ein Kreiselpendel, dessen
Achse lotrecht gestellt wird, weicht infolge der Erdrotation in nächsten Augen
blick von der Lotrichtung ab. Es entsteht daher ein Schweremoment, das die