Dr. phil., Dr. sc. nat. h.c. Robert Helbling f
Am 29. Dezember 1954 ist im Krankenhaus Wal-
lenstaclt Dr. Robert Helbling wenige Wochen nach
Vollendung des 80. Altersjahres gestorben, der Alpi
nist, Geologe und schweizerische Pionier der Photo
grammetrie, dessen eigenartige Taten, Ideen und
Werke ihn weit über die Landesgrenzen hinaus be
kannt und berühmt gemacht haben. Was an ihm
sterblich war, wurde am Sylvester 1954 in Flums,
am Fusse der Berge, deren Erforschung seine Liebe
und Hingabe galt, im Beisein seiner Familie, seiner
Freunde, Berufskollegen und Bekannten der Erde
übergeben.
Robert Helbling erblickte am 14. Oktober 1874
als jüngstes der vier Kinder des Apothekers Konrad
Helbling in Rapperswil das Licht der Welt. Nach
Besuch der Volksschulen in Rapperswil und der
Gymnasien in Frauenfeld und Aarau bestimmte ihn
die Liebe zu den Bergen, am Eidgenössischen Poly
technikum in Zürich unter Albert Heim Geologie zu
studieren. Er schloss sich dort der Zofingia an und gründete mit bergbegeisterten Kom
militonen den Akademischen Alpenklub. Das Interesse für den Bergbau zog ihn an die
Technischen Hochschulen Berlin und Aachen, wo er auch die Grundlagen für sein mark
scheiderisches und vermessungstechnisches Wissen erwarb. An der Universität Basel
schloss er seine Studienzeit mit einer Doktorarbeit unter dem von ihm zeitlebens dankbar
verehrten Prof. Dr. Schmid ab.
In dieser Zeit und in den nachfolgenden Jahren der ersten Praxis als Geologe voll
brachte der kraftstrotzende, begeisterte Alpinist seine grossen bergsteigerischen Taten.
Wie schön waren die Stunden, wenn „Hilbo” etwa in vorgerückter Stunde einem vertrau
ten Freund in seiner unnachahmlichen Erzählungskunst jene Jahre wieder auf leben liess.
Er sprach bedauernd von den Sorgen, die er seinem Vater bereitete, der so oft, während
er seinen Sohn am Studium in Deutschland wähnte, in der Zeitung las von einer neuen
Erstbesteigung durch den jungen Helbling in den Schweizeralpen; er erzählte fesselnd
von Bergfreunden, von denen so mancher später auch beruflich Hervorragendes geleistet
hat. Die Taten, das Mass der aufgebrachten Energie und Ausdauer konnte der Zuhörer
nur erraten, denn er erzählte aus der Bescheidenheit des Könners. Es war die Zeit der
„Führerlosen”, der Anfänge des Skilaufes, der winterlichen Erschliessung der Alpen auf
Skiern. Helbling stand in der vordersten Reihe dieser Pioniere. Neben neuen Wegen in
den Alpen verzeichnet sein Tourenbuch Erstbesteigungen im Kaukasus (Ushba, Tscha-
tuin Tau, Schecheldi, Dschanga) und in den Anden (dritte Besteigung des Aconcagua
und zweite des Tupungato). Die bergsteigerischen und geländekundlichen Fähigkeiten
Helblings kamen auch der Armee zugute, in der er als Offizier der Gotthardbesatzung
Dienst tat. Seine Festungsmitrailleurkompagnie war wohl die bergsteigerisch am besten
ausgebildete, am härtesten trainierte militärische Einheit ihrer Zeit. Er schloss die mili
tärische Laufbahn als Oberst in der St. Gotthard-Befestigung, zuletzt als Kommandant
der Ostfront, ab.
Als Geologe hat Dr. Helbling bei Arbeiten über Erzvorkommen in Mittelbünden
(Oberhalbstein, Bergün, usw.) wichtige Befunde über die geologische Entstehung kartiert
und beschrieben, die später in den „Beiträgen zur Geologie der Schweiz” mit den Auf
nahmen jüngerer Forscher veröffentlicht wurden. Die Beobachtungen, die er als Leiter
einer Kupfermine in den Anden sammelte, hat Helbling in den 1919 erschienenen „Bei
trägen zur topographischen Erschliessung der Cordilleros de los Andes zwischen Acon
cagua und Tupungato” veröffentlicht.