Das Streben nach möglichst exakten, von subjektiven Auffassungen freien Kartie
rungen der geologischen Befunde führte Dr. Helbling immer mehr zum Vermessungs
wesen, insbesondere zur Photogrammetrie. Schon in den Anden hat er stereogramme
trisch gearbeitet (1906-12) und die Bilclpaare an dem von ihm erworbenen Stereokompa
rator Pulfrich-Zeiss zu den damals zuverlässigsten und genausten Karten seines Unter
suchungsgebietes verarbeitet. Er richtet 1909 in Flums ein Bureau für Stereophotogram
metrie ein und zählte bald die grossen Baufirmen für Projektunterlagen-Aufnahmen und
ingenieurgeologische Aufträge zu seinen Kunden. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges
im Jahre 1914, als das Fehlen genauer Schiesskarten in den Hauptschussgebieten der
Festungswerke als Mangel empfunden wurde, konnte Major Helbling den zuständigen
militärischen Instanzen die Stereophotogrammetrie als Mittel zur raschen Aufnahme der
Festungskarten zeigen. Es wurde unter dem Kommando Major Helblings ein Vermes
sungsdetachement St. Gotthard gebildet, in dem die Topographen und Photogrammeter
unter anderem ungezählte Tausend von Geländepunkten am Stereokomparator einmassen
und die Kartierungselemente rechneten. Unter dem Erlebnis dieser mühevollen Arbeit
schaffte Dr. Helbling aus privaten Mitteln den im Jahre 1911 entstandenen Stereoauto
graphen Zeiss-von Orel an. Diese damals mit Recht als feinmechanisch-geodätisches Wun
derwerk betrachtete Auswertemaschine wurde im Bureau Dr. Helblings in Flums aufge
stellt, das zum Wallfahrtsort topographisch und geologisch orientierter Wissenschafter
und Techniker wurde. Am neuen Stereoautographen wurden zunächst Schiesskarten für
die Armee, bald auch Plangrundlagen für die Projektierung von Kraftwerken (Wäggital)
kartiert und dabei bemerkenswerte Methoden für die photogrammetrische Ermittlung
von Aushubkubaturen entwickelt. Es war eine grosse, allgemeinnützliche Tat Helblings,
durch unermüdliche Aufklärung und praktische Arbeiten bei Militärpersonen, Bauinge
nieuren, Geologen und Vermessungsfachleuten die Einsicht verbreitet zu haben, dass in
der Stereophotogrammetrie ein für die Topographie eines Gebirgslandes äusserst leis
tungsfähiges Vermessungsverfahren entstanden ist. Dazu schuf er unternehmungsfreudig
den Typus des schweizerischen Privat-Photogrammeter-Unternehmens, dessen Anpas
sungsfähigkeit und Allgemeinnützlichkeit seither vielfach gezeigt wurde.
Der Stereoautograph in Flums wurde zunächtst durch österreichische Photogram
meter, die an der Entwicklung der Instrumente und Arbeitsmethoden beteiligt waren,
bedient. Dr. Helbling öffnete aber sofort in weitsichtiger Weise der praktischen Aus
bildung schweizerischer Vermessungsingenieure in der Stereophotogrammetrie den Weg.
Flums war zeitweise das Ausbildungszentrum der in theoretischer Richtung an der Eidg.
Technischen Hochschule vorgebildeten jungen Ingenieure.
Er gewann damals (1920) als bedeutendste Mitarbeiter den Topographen E. Leupin
und den Geodäten J. Schwank. Als in der schweizerischen Grundbuchvermessung nach
einer billigen Methode für die Vermessung der Alpen, Weiden und Bergwälder gesucht
wurde, war es wieder Dr. Helbling, der auf die zeitgemässe Lösung hinwies und mit
einigen stereophotogrammetrischen Probevermessungen (Rossiniere, Erlenbach, Wallen-
stadt, Flums, Meis) den Nachweis für die Eignung der Photogrammetrie leistete. Hand
in Hand mit diesen staatlichen Arbeiten, die auch der neuen Landeskarte als Grundlagen
dienten, liess die Eidg. Landestopographie und das Eidg. Grundbuchamt einige ihrer
Beamten in Flums in der Praxis der modernen Photogrammetrie ausbilden.
Ende 1920 trat Oberingenieur Heinrich Wild von den Zeiss-Werken zurück und es
war wieder Dr. Helbling, der sich unternehmungsfreudig und opferbereit für die Grün
dung der Wild-Werke in Heerbrugg einsetzte und den bedeutenden Industriellen Dr. h.c.
Jacob Schmidheini, später auch Nationalrat Ernst Schmidheini, für das Unternehmen
gewann. Die ersten Phototheodolite Wild, Stereoautographen Al und A2 und Theodolite
T2 wurden im Vermessungsbureau Dr. Helbling der Praxis zugeführt. Der Stereoauto
graph Wild ermöglichte Dr. Helbling, sich von den Bindungen der „Internationalen
Stereographik” zu lösen. Es waren Jahre des Kampfes und äusserster Anstrengungen in
den unvermeidlichen Anfangsschwierigkeiten eines industriellen Unternehmens, denen
leider auch die Freundschaft zwischen dem genialen Erfinder Dr. h.c. Heinrich Wild
und dem weitsichtigen Instrumentengebraucher Dr. h.c. Robert Helbling zum Opfer fiel.