Die Photogrammetrie ist bis zum deutschen Zusammenbruch im
Jahre 1945 in grösstem Umfang für Kartenherstellungen der verschieden-
sten Art eingesetzt worden. Trotzdem können die folgenden Angaben
aus der Zeit von 1938 bis 1945 nur sehr unvollständig und lückenhaft
sein, weil die Unterlagen und Nachweisungen aus dieser Zeit weitgehend
vernichtet worden sind.
Bei der Besetzung Deutschlands im Jahre 1945 wurden die zahl-
reich vorhandenen Doppelbildauswerte- und Entzerrungsgeräte von den
Besatzungsmächten beschlagnahmt. Da ausserdem der Besitz von Flug-
zeugen Deutschland verboten wurde, kamen die photogrammetrischen
Arbeiten praktisch zum Erliegen. Von einigen Sonderfällen abgesehen,
ist deutschen Stellen erst seit dem Jahr 1950 die Möglichkeit gegeben,
Bildflüge durch ausländische Fluggesellschaften durchführen zu lassen
und die Auswertung von Luftaufnahmen mit eigenen Kräften wieder
aufzunehmen.
4A) HERSTELLUNG UND FORTFÜHRUNG AMTLICHER KARTEN UND DIESEN
ÄHNLICHER KARTEN IM MASSSTAB 1:25 000 UND KLEINER.
(Unterteilung dieses Abschnitts entsprechend dem internationalen
Fragebogen).
Vorbemerkung.
Für den grössten Teil Deutschlands besteht ein geschlossenes Kar-
tenwerk 1:25 000 mit Höhenschichtlinien, die sogenannte « Topographi-
sche Karte ». Die Einzelblätter haben eine Ausdehnung von 6’ in geogr.
Breite und 10’ in geogr. Länge, sie stellen also eine Fläche von rd. 125
km? dar. Der Massstab 1:25 000 war früher in Norddeutschland der Ori-
ginal-Aufnahmemassstab; in Süddeutschland ist das Kartenwerk 1:25 000
z. T. aus Kartenwerken grösseren Massstabes entwickelt worden. Karten
kleineren Massstabes als 1:25 000 wurden und werden in Deutschland
durchweg durch rein Kartographische Bearbeitung aus dem Massstab
1:25 000 abgeleitet.
Einheitliche Fehlergrenzen für die Karte 1:25 000 bestehen nicht.
Man kann den mittl. Lagefehler für offenes Gelände und Wald etwa zu
+ 12 m und den maximalen Lagefehler zu + 36 m annehmen. Hinsicht-
lich der Höhendarstellung kann man nach Merkel eine Karte 1:25 000
als genügend und brauchbar betrachten, wenn der mittl. Höhenfehler
der Schichtlinien den Wert + (0,8 + 12 tg «)[m] nicht wesentlich
überschreitet (1), « ist dabei der Neigungswinkel des Gelündes.
a) Wührend in Deutschland für die photogrammetrischen Arbeiten
auf topographischem Gebiet ?nsgesamt die Einzelbildauswertung — insbe-
(!) InrgR, R., Beitrag zur Genauigkeit topographischer Karten 1:25 000 und von Luftbild-
plänen 1:25 000. Zeitschr. f. Verm. Wesen 1942, S. 140.
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