PHOTOGRAMMETRISCHE AUSWERTUNG MIT HILFE AFFINER
MODELLE
von K. RiNNER,Graz, Oesterreich.
Es gibt Fälle, in denen die unmittelbare Auswertung photogrammetrischer
Aufnahmen nicht möglich ist, weil die Bereiche des verfügbaren Auswertegerátes
zu klein sind. (Z.B. kann die Bildweite f—55 mm der terrestrischen Kammer Zeiss-
TAL, oder die der Panoramakammer nicht am Autographen Wild A5 eingestellt
werden, oder es kann der Tiefenbereich eines Auswertegerátes für einen gewünsch-
ten Auswertemasstab zu gering sein). In diesen Fällen kann unter bestimmten
Voraussetzungen durch Einstellen einer anderen Bildweite und anderer Basiskom-
ponenten ein affin verzerrtes Modell hergestellt werden, die Kartierung jedoch,
nach entsprechender Schaltung der Zeichenvorrichtung, für das unverzerrte Modell
erfolgen.
Ueber die theoretischen Grundlagen derartiger Auswertungen mit Hilfe affin
verzerrter Modelle, sowie über Fehlerbetrachtungen hierzu wird in den folgenden
Abschnitten berichtet. !) Dabei bleiben alle Untersuchungen auf die praktisch ver-
wendbaren Fälle beschränkt, während eine theoretische Verallgemeinerung an
anderer Stelle erfolgen soll.
Nr. 1
Ein affin verzerrtes Modell entsteht u.a., wenn parallel zu einer beliebig ge-
wählten Richtung (Affinitätsstrahlen) alle Abstände von einer festen Ebene (Affi-
nitätsebene) proportional geändert werden. Die Affinität ist ein solcher Sonderfall
der Raumkollineation, in welchem sich die Fernebene selbst entspricht und daher
die Parallelität von Geraden und Ebenen erhalten bleibt. Insbesondere entsprechen
den in Parallelebenen zur Affinitätsebene gelegenen Figuren kongruente Gebilde,
welche auch durch eine Parallelverschiebung in der Richtung der Affinitäts-
strahlen ineinander übergehen. Winkel werden i.a. verzerrt, doch bleiben u.a. dic
Winkel zwischen Affinitätsstrahlen und Parallelebenen zur Affinitätsebene er-
halten.
Ein für photogrammetrische Auswertung verwendbares affines Modell muss
aus den gleichen Aufnahmen gebildet werden wie das unverzerrte Modell. Im
Hinblick auf die praktische Anwendung erscheint es auch zweckmässig die Schei-
tel der erzeugenden Strahlenbündel auf dem jeweiligen Hauptstrahl anzunehmen
und für jede Aufnahme die Affinitätsebene parallel zur Bildebene. Die Richtung
der Affinitätsstrahlen ist sodann normal dazu, also parallel zum Hauptstrahl. Da
aber beide Aufnahmen derselben Affinität unterworfen werden, folgt daraus:
Eine Auswer ung mit Hilfe affin verzerrter Modelle ist vor allem möglich,
wenn beide Aufnahmeachsen parallel liegen. Das affine Modell entsteht durch n-
fache Veránderung der beiden Bildweiten und der in der Richtung der Haupt-
strahlen liegenden. Basiskomponenten. Im affinen Modell ist der Masstab der in
der Hauptstrahlrichtung liegenden Strecken n-fach verzerrt, parallel zur Bild-
ebene bleibt er unverändert ”).
1) Die Anregung hierzu gab die Notwendigkeit, TAL-Aufnahmen am Wild A5 auszuwerten.
2) Die theoretisch interessante, aber praktisch m.E. bedeutungslose Untersuchung über die Frage,
ob auch bei windschiefen Achsen affine Modelle durch Bildweitenünderung erzeugt werden kón-
nen erfolgt an anderer Stelle.