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Session July 24, 1956, at 9.00 (d)
R. Finstenvalder:
Kartographische
Erforschung extremer
Hochgebirge mittels
Photogrammetrie.
(Publ. IV Fl)
The President opened the session and gave the floor to Prof. R. Finsterwalder,
Germany, for his presentation of the paper »Kartographische Erforschung
extremer Hochgebirge mittels Photogrammetrie». Summarv:
In extremen Hochgebirgen versagen die klassischen Methoden der Topo
graphie und Kartographie weitgehend, aber auch für die Photogrammetrie
entstehen dort grosse Schwierigkeiten, ganz gleich ob man terrestrisch arbeitet
oder die Luftphotogrammetrie verwendet. Andererseits erschliesst die exakte
photogrammetrische Aufnahme und anschauliche kartographische Wiedergabe
solcher Gebirge wichtiges Forschungsmaterial in sehr fruchtbarer Weise. Die
photogrammetrische Karte wird so zum Ausgangspunkt und zur Grundlage
vielseitiger wissenschaftlicher Arbeiten z. B. auf geologischen, morphologischen,
glaziologischen, vegetationskundlichen Gebieten. Sie gibt nicht nur Anlass zu
diesen oft in Gemeinschaftsarbeit ausgeführten Forschungen, die Karte ist auch
selbst ein wichtiger Teil von diesen. Erstmals wurde die Photogrammetrie in
dieser Weise bei der deutsch-russischen Alai-Pamir-Expedition 1928 eingesetzt,
später am Nanga Parbat im Himalaya und in der Cordillera Bianca und der
Cordillere von Huayhuash in Peru. Der Masstab dieser Karten ist meist 1: 50 000
bis 1: 200 000.
Methodisch ist dabei von wesentlichem Interesse, dass dabei fast stets die
terrestrische Photogrammetrie verwendet wird, weil sie im Zuge mit der Fest
punktsbestimmung ohne übergrossen Mehraufwand die Aufnahme ergibt.
Entscheidend wichtig ist es, dass der Vermessungsingenieur, der die Aufnahme
im Gelände durchführt, eine sehr gute Kenntnis dieses Geländes und der
Landschaft gewinnt. Diese kommt ihm bei der Auswertung der Aufnahmen am
stereoskopischen Gerät und bei der späteren kartographischen Darstellung sehr
zugute. Er kann alle charakteristischen Eigenschaften und Gegebenheiten des
Kartengebiets sicher und anschaulich in der Karte verarbeiten bzw. verarbeiten
lassen. Wesentlich ist die Verwendung leichter Aufnahmegeräte, deren Bild
format aber 13/18 cm nicht unterschreiten soll. Es handelt sich seit 1952 um
folgende Arbeiten:
1. Mount Rainier 4 400 m in den nordwestlichen USA, Nisqually-Gletscher.
Anstoss gaben die bemerkenswerterweise vorstossenden dortigen Gletscher, die
geographische, meteorologische, vegetationskundliche, morphologische und gla-
ziologische Forschungen erfordern; sie bauen alle auf der von Dr. Hofmann,
München 1952 aufgenommenen und bearbeiteten Karte 1: 25 000 auf.
Lit. 1. Sammelveröffentlichung: V. R. Bender, A. L. Haines, W. Hofmann, C.
Troll: Der Mount Rainier, Washington und seine Gletscher. Erdkunde 1955, S.
263—286.
2. Huascaran-Gruppe in der Cordillera Bianca, Peru. Hier liegen stark zurück
gehende Gletscher mit starken Auswirkungen durch Moränen-Stauseen und
deren Ausbrüche vor. Die Aufnahmen, welche Dr. Hofmann 1954 durchführte,
setzen die von früher für Karten 1:100 000 durchgeführten fort und zwar
für eine Karte 1: 25 000.
3. Hunza-Karakorum in Pakistan. Der Karakorum, das wohl wildeste Gebirge
der Erde, wurde 1953 von K. Heckler und Dr. Pillewizer aufgenommen und von
deren Expedition glaziologisch, geologisch und vegetationskundlich bearbeitet.
Geplante Karte 1: 100 000, 3 000 qkm.
1. Sammelveröffentlichung: K. II. Paffen, W. Pillewizer, H.-J. Schneider.
Forschungen im Hunza-Karakorum 1954. Erdkunde 1956, S. 1—33.
4. Chogo-Lungma-Gletscher im mittleren Karakorum. Aufnahme durch W.
Kick, 1955.