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Appendix to the INT. ARCHIVES OF |
PHOTOGRAMMETRY, Vol. XIL:4, 1956 |
Aus ,,Bildmessung und Luftbildwesen“ Deutsche Gesellschaft
Heft 2/1956, Berlin für Photogrammetrie, München
Senkrecht- oder Konvergentaufnahmen?
Von R. Bosshardt, St. Gallen
Es ist seltsam, aber eine Tatsache, daf es oft recht lange dauert, bis eine sozusagen auf der
Hand liegende gute Idee als solche anerkannt und von der Fachwelt übernommen wird. Zu
den Pechvógeln dieser Gattung gehórt unstreitig die Idee der Konvergentkammer. Das
Schicksal, das ihr bisher beschieden war, ist auf eine Anzahl von Ursachen und Umständen
zurückzuführen, an denen sie keine Schuld trägt. Es sei daher vorerst gestattet, einige Angaben
zu machen über
A. Die kurze Geschichte der Konvergentkammer
Als sich der Verfasser im Jahre 1926 entschloB, von den beiden damals für die Auswertung
von Luftaufnahmen einzig in Betracht kommenden Geräten den Zeiss'schen Planigraphen
anzuschaffen — außer diesem kam damals nur noch der Aerokartograph von Hugershoff in
Frage —, standen als Aufnahmegeräte nur die Reihenmeßkammern (f = 21 cm) von Zeiss und
Heyde zur Verfügung, sofern man es nicht vorzog, mit der Handmeßkammer über Bord zu
photographieren. Da wir im Hinblick auf das in der Schweiz hochentwickelte Vermessungs-
wesen und die hohen Genauigkeitsanforderungen glaubten, nur das Beste sei gut genug, ent-
schlossen wir uns, eine Konvergentkammer bauen zu lassen. Da die Firma Carl Zeiss hierzu
nicht bereit war, wandten wir uns an die Firma Gustav Heyde in Dresden. Es war eine
Plattenkammer 13 X 18 cm, f = 21 cm, Konvergenzwinkel etwa 29%, Es dürfte meines Wissens
die erste als Monokonstruktion ausgeführte Konvergentkammer gewesen sein.
Im Jahre 1931 kam dann eine von der Firma Carl Zeiss gebaute Konvergentkammer
heraus (f — 21 cm, Format 18 x18 cm, Film). Eine solche wurde von der schweizerischen
Vermessungsdirektion in Bern erworben, eine andere ging nach Holland. Diese beiden Kam-
mern waren anscheinend lange Zeit die einzigen ihrer Art, die im Gebrauche standen. Erst in
neuerer Zeit, das heift nach Kriegsende, hat man auch in anderen Láündern begonnen, sich
mit der Konvergentkammer zu befassen.
Es spricht jedenfalls nicht gegen die Konvergentkammer, wenn gerade diejenigen, welche
mit ihr gearbeitet haben, immer wieder den Wunsch nach einer neuen, besseren, mit Hoch-
leistungsoptik versehenen Neukonstruktion geüufert haben. Es ist sehr anerkennenswert,
dab die Firma Zeiss-Aerotopograph in München sich bereit gefunden hat, diesen Wunsch
zu erfüllen.
Ich móchte diese kurze ,,Geschichte** der Konvergentkammer nicht schließen, ohne noch
die Ursachen und Umstände zu schildern, welche nach meiner Meinung eine vermehrte
Anwendung derselben verzögert haben.