Die technischen Voraussetzungen der Rechnerhardware haben sich soweit verbessert, daß grö-
Dere, schnell adressierbare Kernspeicher zur Verfügung stehen; daf daran noch gróDere Massenspei-
cher (Magnetplatte) und eine beliebige Konfiguration peripherer Geráte angeschlossen werden kón-
nen; daf die Rechner mit Gleitkommahardware ausgestattet werden kónnen.
Diese technische Entwicklung wurde mit dem Bau des AS-11-A1 durch Bendix im Jahre 1968 ein-
geleitet. Der DDA wurde durch den Rechner Bendix 272 mit Kernspeicher ersetzt [8]. Auf dem zi-
vilen Sektor erschien auf dem Internationalen Kongreß in Ottawa der Analytische Plotter AP/C-3
von O.M.I. mit dem Rechner IBM 1130 mit Kernspeicher und Magnetplatte [9]. 1974 wurde von Ben-
dix die sogenannte Bendix Research Facility in Kombination mit einem Rechner PDP 11/20 vorge-
stellt, die als Plotter U.S. 1 im Jahre 1976 auf den Markt kommen soll [10].
Damit sind von der Hardware her die Voraussetzungen für eine effiziente Programmierung ge-
geben. Der analytische Plotter kann nunmehr nicht nur für Aufgaben eingesetzt werden, die ein me-
chanisches oder optisches Gerát auch bewáltigt, sondern die Anwendungsmôglichkeiten sind nun der
Softwareentwicklung übertragen; eine Entwicklung, die von der Industrie häufig übersehen wird,
denn mit der Anwender-Software steht und fällt für den Praktiker oft ein ganzes System. Kann aber
der analytische Plotter für photogrammezrische Aufgaben zur Steigerung der Leistung und Genau-
igkeit oder für Sonderaufgaben eingesetzt werden, dann steigt sein Wert gegenüber dem konventio-
nellen Auswertegerät enorm.
Die Beurteilung des analytischen Plotters muß noch aus einer dritten Sicht erfolgen, nämlich nach
dem Gesichtspunkt der Kostenentwicklung. Bei den sich heute stándig erhóhenden Preisen für
Arbeitskraft und für Materialien zeigen die Elektronenrechner eine rückláufige Preisentwicklung.
In Amerika wird diese Entwicklung gelegentlich bezeichnet als der Trend vom ,,dough-cost'"'
zum ,.low-cost'! zum ,,no-cost'* computer. In dieser Beziehung nühern wir uns der Zeit, wo die
Entwicklung photogrammetrischer Auswertegeráte nach dem Prinzip des analytischen Plotters nicht
mehr teurer zu sein braucht als die konventionellen Auswertegeráte, und das bei verbesserter Lei-
stung, verbesserter Genauigkeit und einer dem Praktiker noch ungewohnten Flexibilität.
Der größte Erfolg des Analytischen Plotters hat sich bis heute auf dem militärischen Sektor in den
U.S.A. erwiesen:
Der Einsatz erstreckt sich hauptsächlich auf die Auswertung hochauflósender Panoramenaufnah-
men von Flugzeugen, Dronen und Satelliten. Wegen der Möglichkeit, in der Berechnung unterschied-
liche geometrische Modelle und unterschiedliche Kammerkonstanten und Bildkorrekturen einzuge-
ben, kommt er allein für die Auswertung solcher Aufnahmen in Frage. Von Goodyear ist sogar ein
spezieller analytischer Plotter für die Auswertung von Radaraufnahmen für die U.S. Armee gebaut
worden.
Es ist aber genauso bemerkenswert, daß der analytische Plotter eine dominierende Rolle als Kom-
ponente in automatischen Auswertesystemen einnimmt,
Bis zum Internationalen Kongreß von Lausanne 1968 war viel von Bildkorrelatoren die Rede.
Ihr Einbau in Analogsysteme (Raytheon-Wild Stereomat B 8, A 2000, Itek-Zeiss Bildkorrelator) hat
nicht den erhofften Markt gefunden.
Dagegen haben die auf einem Analytischen Plotter beruhenden Lósungen eines Bildkorrelations-
systems zu erfolgreichem praktischen Einsatz geführt.
Insbesondere ist es die von Bunker-Ramo erstellte Unamace, welche die automatische Produktion
von Orthophotos im Topographic Center der Defence Mapping Agency in den U.S.A. seit 1968 iiber-
nommen hat [11].
Aber auch die analytischen Plotter AS-11-B1 mit automatischer Bildkorrelation von Bendix fin-
den zum automatischen Ziehen von Schichtlinien am Aerospace Center der Defence Mapping Agen-
cy in den U.S.A. praktische Verwendung [12].
Neue noch effizientere Gerüte nach dem analytischen Plotterprinzip sind bei Bendix (AS-11-BX,
TA 3/P1) [13], [14] und bei den Engineering Topographical Laboratories der U.S. Armee in Ent-
wicklung (AACE).
Schließlich wird diese Entwicklung auch auf dem zivilen Sektor bestätigt:
Das Gestalt Orthophotosystem von Hosrouveir wire ohne Verwendung der analytischen Plotter-
prinzipien nicht denkbar [15].
Demnach kommt dem Analytischen Plotter gerade wegen seiner Automationsfreundlichkeit
besondere Bedeutung zu. Sein operationeller Status im Bereich der Automation ist 19 Jahre nach
seiner Konzeption erwiesen.
Bei der Diskussion der Möglichkeiten des Einsatzes des analytischen Plotters in der Photogram-
metrie ist eine Beschränkung auf die heute verfügbaren zivilen Typen des analytischen Plotters und
seine möglichen Weiterentwicklungen, den AP/C-3 von O.M.1.— IBM und den US1 von Bendix emp-
fehlenswert.
Für den Einsatz des Analytischen Plotters ist die Software mafgebend. Sie ist andererseits von der
vorhandenen Hardware abhängig.
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