Bauelemente zur automatischen Kartierung
Von Prof. Dr. K. Schwidefsky, Karlsruhe, und Dr.-Ing. W. Brucklacher, Oberkochen
1. Automatische Kartierung
Die erste Maschine zur automatischen und kontinuierlichen Auflósung der photo-
grammetrischen Grundgleichungen begann vor etwa 50 Jahren zu arbeiten. Es war der
v. Orel-Zeissische Stereoautograph. Wie der gut gewiahlte Name dieses Instrumentes er-
kennen làDt, zeichnete es nach stereoskopischer Einstellung von Bildpunktpaaren durch
den Beobachter selbstündig deren Grundriflage in einem gewählten Maßstab auf. Die
EingangsgrôBen wurden also stetig als Bildstrecken eingegeben, und am Zeichenstift als
Ausgang entstand eine Zeichnung als stufenlose Folge von gerechneten Koordinaten-
paaren. Man pflegt solche Geraáte heute als Analogrechner zu bezeichnen; sie verdanken
die Fähigkeit, stetig (linienhaft) arbeiten zu kónnen, dem Umstand, daf sie nicht mit dis-
kreten Ziffern, sondern mit deren physikalischen Analogien (hier mit Strecken) arbeiten.
Derselben Klasse gehóren die bis heute gebauten Stereokartiergeräte wie der Stereoplani-
graph oder die Wild-Autographen an. Seit einigen Jahren kónnen sie mit Hilfe hinzugefügter
Zifferngeber (oder ,,Analog-Digital-Wandler*) ihre Ergebnisse auch in Ziffernform abgeben.
50 Jahre nach der erfolgreichen Lósung des Problemes der ,,automatischen* Kartierung
im Stereoautographen fat man diesen Begriff enger und wendet gelegentlich die Steige-
rungsform „vollautomatisch“ auf solche Geräte an, die im wesentlichen ohne Beobachter
zu arbeiten vermögen. Diese große und schwierige technische Aufgabe schließt, je nach-
dem, wie sie formuliert wird, eine ganze Reihe von Teilaufgaben ein. Hierzu gehören das
automatische Kartieren von Einzelpunkten, die zahlenmäßig durch ihre Koordi-
naten gegeben sind, sowie das teilautomatische Ermitteln von Profilen auf Grund
von Stereomodellen.
Nachdem die ersten stürmischen Jahre der Automation vorüber sind, hat sich gezeigt,
daB ihre wirtschaftlichen Probleme oft schwieriger zu lósen sind, als die rein tech-
nischen, so daß die Lösung der ersteren vielfach über den Erfolg der Automation eines
bestimmten Komplexes entscheidet. Für die beiden genannten Teilaufgaben aus den Ge-
bieten der Geodisie und der Photogrammetrie ist zu beachten, daf es sich nicht um die
industrielle Produktion von Massengütern handelt und daf) die verfügbaren Kapitalinve-
stitionen meist eng begrenzt sind. Die Beweggründe zur Einführung von Automaten sind
hier nicht im industriellen Konkurrenzkampf zu suchen, sondern überwiegend in dem
bestehenden und für die náchste Zukunft sich voraussichtlich. verschárfenden Mangel an
qualifizierten Arbeitskräften.
Es erschien geboten, bei der Entwicklung automatischer Einrichtungen für solche Auf-
gaben soweit als möglich auf vorhandene Bauteile zurückzugreifen und zu versuchen, die
neuen Elemente an die vorhandenen nach Art eines Baukastensystems anzupassen. Man
gewinnt dann den großen Vorteil, daß vorhandene Anlagen nachträglich auf die neuen
Aufgaben umgestellt werden können und nach Abschalten der Zusatzteile jederzeit wie-
der den alten Zwecken dienen können.
Wir erinnern noch an die wichtigste Voraussetzung einer erfolgreichen Automation unter
wirtschaftlichen Bedingungen: Es muß eine große Anzahl gleicher Arbeitsgänge am
gleichen Ort zu leisten sein.
In diesem Sinne sind der Stereoplanigraph C8 und der zugehôrige Zeichentisch durch
Entwicklung neuer Zusatzgeräte für die genannten Aufgaben ausgerüstet worden.
Abb.1 stellt ein stark vereinfachtes Funktionsschema der vollständigen Anlage dar.
Darin bedeutet 1 den Stereoplanigraphen, von dem nur die Antriebsspindeln für die
Grundrifkoordinaten x, y und für die Höhe z gezeichnet sind, und 2 den dazugehörigen
Koordinatographen, ebenfalls durch seine beiden Spindeln dargestellt. Neu hinzugefügt