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2. ,,Kontrast ist alles‘
Wir wollen daher im folgenden hauptsáchlich an photographische Bilder denken. Von
der Verzeichnung sprechen wir nicht, da diese einwandfrei definiert ist und durch die bekannten
einfachen Methoden bestimmt werden kann. Um herauszufinden, worauf es ankommt, be-
fragen wir zuerst den Sprachgebrauch. Wir finden eine ganze Anzahl von Ausdrücken, welche
die Güte photographischer Bilder kennzeichnen sollen.
Am häufigsten spricht man wohl von Bildschárfe. Damit ist ganz allgemein die Güte der
Strahlenvereinigung oder die Kleinheit der Zerstreuungsscheibchen fiir Bild,,punkte® ge-
meint, also etwa das Abbildungsergebnis, das — wie oben erwähnt — mathematisch durch
eine ,, Verwaschungsfunktion'! beschrieben werden kann. In einfacher Weise meßbar ist die
Bildschärfe in diesem allgemeinen Sinne nicht. — Es ist bekannt, daß man durch bewußtes
Belassen von Bildfehlern oder Einführen von Beugung ,,Weichzeichnereffekte'* erzielen kann. —
Johns und Higgins haben die Schirfenleistung einer photographischen Schicht durch
den Begriff der acutance definiert. Man mift zur zahlenmáf)igen Bestimmung der acutance
den Schwárzungsgradienten quer zur Wiedergabe einer lichtundurchlássigen Kante durch die
Schicht. Die acutance beschreibt also mit der ,,Kantenschárfe** nur eine Leistung der Schicht.
Häufig wird auch der Ausdruck Brillanz benutzt. Dieser kennzeichnet die Abwesenheit
von Streulicht oder falschem Licht, das durch mehrfache Reflexionen an den Glas-Luft-
Flächen des Objektives und an Fassungsrändern usw. entsteht. Durch sorgfältige Politur der
Glasflächen und die bekannte Vergütung sowie durch Schwärzen der Fassungsteile wird die
Brillanz erhöht. Das Streulicht kann exakt gemessen werden. ;
Über die Bedeutung des Auflösungsvermögens vergleiche man den folgenden Abschnitt.
Auflèsungsvermôgen und Bildschärfe werden häufig miteinander verwechselt oder wenigstens
als äquivalente Aussagen betrachtet. Dies ist jedoch, wie man an Beispielen zeigen kann,
nicht der Fall.
Während das Auf lósungsvermógen etwas über die zum Unterscheiden eben noch ausreichende
Kontrastwiedergabe bei feinsten Einzelheiten aussagt, ist oft die Wiedergabe gróberer
Strukturen wichtiger oder allein wichtig. Die Ausdrücke ton wertrichtige Wiedergabe
ünd Detailwiedergabe beziehen sich auf die unverzerrte Wiedergabe der Helligkeits-
abstufungen des Objektes bei gróferen Strukturen durch eine Skala von Graustufen. Sie
kónnen Eigenschaften des Objektives und der Schicht allein oder der Kombination beider
bezeichnen.
Mit Kontrastumfang und Vergróferungsfáhigkeit schlieflich meint man Eigen-
schaften der Aufnahme- und Wiedergabeschichten, námlich ihre Fähigkeit, große Helligkeits-
unterschiede noch wiederzugeben bzw. — vermóge ihrer Kórnigkeit — für bestimmte Zwecke
bestimmte Vergrófferungen noch zuzulassen.
Betrachtet man den Katalog dieser Gütemerkmale, so bemerkt man, daß sie fast alle letzten
Endes Aussagen über die Art und Weise enthalten, wie das Abbildungssystem die Kon-
traste, d. h. die Helligkeits- und gegebenenfalls Farbunterschiede des Gegenstandes in das
Bild überträgt. Sieht man von punktfórmigen Objekten, wie z. B. dem Sternenhimmel, ab,
so besteht ja die Aufgabe der optischen und der photographischen Abbildung im wesentlichen
in nichts anderem als in der Wiedergabe der Leuchtdichte-Unterschiede der Objekte und ihrer
Teile.
Die biologische Bedeutung des Kontrastes wird dadurch unterstrichen, daf) unser Sehorgan
Möglichkeiten zu einer Steigerung der physikalisch gegebenen Kontraste besitzt, die cine
— für das Sehen sehr wichtige — aktive physiologische und psychologische Funktion
desselben. darstellen. Die Netzhaut wirkt somit wie eine hart arbeitende photographische
Schicht. Abbildungsfehler des Auges werden dadurch ausgeglichen. An der Grenze verschieden
heller Felder treten dunkle Grenzlinien auf, die als Machsche Kontraststreifen bekannt
sind. Übrigens reagiert auch die photographische Schicht in áhnlichem Sinne: An der Tren-
nungslinie zwischen Gebieten groDer Schwárzungsunterschiede tritt der Eberhardeffekt
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